64
halten, wenn sich nicht das Gegenstück dazu in den frz. Texten des
Floovent vorfände, auf dessen Anregung ja die Einführung jener Prinzessin
in den Buovo zurückgeht. Der T. v. M. heißt Galiens Tochter Maugalie,
die Tennenbacher Frgm. aber Margarite.
Ist damit einmal wahrscheinlich gemacht, daß dem franko-ital. Kom-
pilator mehrere Floovent-Handschriften Vorgelegen haben, die hinsichtlich des
Namens der „zweiten Prinzessin“ in derselben Weise auseinander gingen
wie die uns erhaltenen frz. Texte, so erkennen wir weiter, daß sowohl die
Version des P. tose, und der R. wie die des T. ven. unmittelbar aus der frz.
Quelle schöpften, daß also die eine ebenso ursprünglich ist wie die andere.
Das Ms. XIII bezeichnet die Prinzessin, welche die bisher genannten
Texte Malgaria oder Margarita heißen, mit dem völlig abweichenden Namen
Bradiamont (Braidamont). Diese Fürstin ist die Tochter des Königs,
für den sich in den frz. Texten der Name Bradmond (ßraidimont begegnet
in den Versionen CV und P 1 , vergl. S. 24) findet. Die Version des Ms. XIII
hat also den Namen, der in der frz. Vorlage dem Könige zukommt, zur
Bezeichnung der ihm im Buovo gegebenen Tochter verwendet. Auch
dieser Versuch, die Prinzessin, welche der Beuve nicht kennt, zu benennen,
kann, wie jene anderen, nur auf Grund der Kenntnis der frz. Versionen
gemacht sein, steht jenen also gleichberechtigt gegenüber.
Es könnte nach diesen Erörterungen scheinen, als ob R. und P. tose.,
in denen sich derselbe Name, Margarita, findet, eine einheitliche Version
des Buovo verkörperten. Daß das nicht der Fall sein kann, zeigt die
folgende Überlegung. Die Margarita wohnt nach dem P. tose, in Boldrace-
Sandonia, nach den R. in Buldras-Sinella. Für diese beiden Bezeich
nungen ist in einer und derselben Version kein Raum; denn jede ist,
wie sich früher ergeben hat (vergl. oben S. 55), der Ausdruck einer be
sonderen Tendenz: der Name Sandonia blickt auf den Fior., während
die Bezeichnung Sinella die Verbindung mit dem Beuve aufrecht erhält.
Nur zwei von Anbeginn geschiedene Versionen können diese, verschie
denen Zwecken Rechnung tragenden Städtenamen enthalten haben.
Nach den gewonnenen Kriterien hätten wir also vier solcher Ur-
versionen des Buovo vorauszusetzen: des Ms. XIII oder seine Vorlage;
die Vorlage des T. ven. und des T. ud.; die Vorlage der R. und des
T. ricc. und die Vorlage des P. tose. Weder die Version des P. tose.,
noch, wie Rajna meint — vergl. oben S. 26 —, die des Ms. XIII kann
demnach die Quelle der übrigen Fassungen des Buovo sein.
Man darf billigerweise daran zweifeln, daß alle erschlossenen Buovo-
und Fior.-Versionen von der Hand eines einzelnen Dichters stammen.
Wahrscheinlicher ist das Werk der Umarbeitung des Floovent und des
Beuve die Leistung einer ganzen franko-ital. Compilatoren-Schule, deren
Mitglieder in den Grundzügen ihrer Arbeit den vom Meister gegebenen
oder etwa durch gemeinsame Abmachung festgelegten Richtlinien folgten,
die sich aber in der Ausgestaltung von Einzelheiten selbst zu helfen
hatten. Die Übertragung der zahlreichen sonstigen frz. Epen in nord-