Full text: Floovent-Studien

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Die Untersuchung der Sprache des T. v. M. führte Darmesteter 
zu dem Ergebnis, daß die letzte Grundlage desselben — also unsere Ver 
sion xE — ein franzisches Gedicht aus der Mitte des 12. Jahrh.s sein 
müsse. (De Floovante, Pars I, Cap. 4.) 
Über die Entstehungszeit des Fior. lassen sich jetzt, wo wir sein 
Verhältnis zum Buovo kennen, Schlüsse ziehen, welche sich mit dem Er 
gebnis der Untersuchungen Darmesteters durchaus vertragen und so ge 
eignet sind, dessen Richtigkeit zu bestätigen. 
Es steht fest (vergl. S. 37 f.), daß es gleich dem franko-ital. Buovo 
einst einen gleichzeitig mit ihm entstandenen franko-ital. Fior. gegeben 
haben muß, und daß diese Fassung des ital. Gedichts als die früheste 
Version desselben zu gelten hat. Der älteste franko-ital. Buovo-Text ist 
der des Ms. XIII von Venedig. Die Hs. stammt aus dem Ende des 12. 
■oder dem Anfang des 13. Jahrh. (vergl. S. 25). Um diese Zeit, also um 
1200, muß demnach auch schon der Fior. existirt haben. Daß er viel 
früher entstanden sei, ist mit Rücksicht auf die allgemeinen litterarisclien 
Verhältnisse der Zeit kaum anzunehmen. In der letzten Hälfte des 12. 
Jahrh. dürfte die frz. Floovent-Dichtung also nach Nord-Italien gelangt 
und hier zum Fior. umgebildet worden sein. 
Das Ms. XIII, welches ein Bruchstück des franko-ital. Buovo enthält, 
ist nur zum kleinsten Teile auf uns gekommen. Der Codex soll ursprüng 
lich 218 Blatt stark gewesen sein (Rajna, Z. f. r. Pli. XII, 493 ff.). Nur 
die letzten 95 sind erhalten. Sie überliefern den letzten Teil des Buovo, 
dazu die Epen von Pipin und Berta, von Mainetto, von Milon und Roland, 
von Ogier und von Macaire. Man wird hiernach ermessen können, wie 
groß die Zahl der Dichtungen gewesen sein muß, welche die verlorenen 
123 Blätter enthielten. Daß sich unter ihnen ein Fior. befunden habe, 
wird man nunmehr mit Sicherheit voraussetzen können. 
Die Frage nach dem Verhältnis dieser Fior.-Version des Ms. XIII 
zu den uns erhalten gebliebenen Texten, ob sie etwa die gemeinsame 
Quelle der letzteren sei, ist naturgemäß eine sehr precäre. Ist uns doch 
keine Zeile jener Version erhalten. Und doch könnte man versucht sein, 
die Frage mit Nein zu beantworten. Denn man darf, wie sich aus dem 
Folgenden ergeben wird, mit Recht bezweifeln, ob überhaupt von einer 
einheitlichen Vorlage unserer Fior.-Texte gesprochen werden kann. 
Einzig in der Version der R. finden wir die Mambrino-Episode, 
welche, wenn die oben, S. 42, gegebene Erklärung derselben richtig ist, 
durch den Beuve angeregt ist, mithin nur von einem Bearbeiter in die 
Dichtung eingefügt sein kann, der das Geheimnis der Entstehung des Fior. 
kannte, der also bei der Umgestaltung des Floovent zum Fior. selbst beschäftigt 
war. Die Mambrino-Episode gehört also dem Fior. seit seiner Entstehung 
an. — Wenn man nun den T. R. in derselben Grundlage wie die R. wurzeln 
läßt, dann erhebt sich die Frage nach der Ursache, welche die Beseitigung der 
Mambrino-Episode im T. R. — oder in einem seiner Vorläufer, was auf 
dasselbe hinausläuft — bewirkt haben mag. Eine andere Ursache als 
.bloße Willkür irgend eines Bearbeiters wird man schwerlich finden
	        
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