Full text: Floovent-Studien

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Wortes Lottieri auch der Name Tierri bestimmend gewesen sei. Doch 
ruht die Ähnlichkeit der beiden Namen mehr im Schriftbild als im Klang 
der gesprochenen Worte: in ihrer Betonung, ihrem Rhythmus sind sie 
völlig verschieden. Ferner würde man auf Grund der Form, welche die 
R. statt Lottieri geben, Leveri, kaum noch auf den Gedanken einer 
Abhängigkeit dieses Namens von dem Tierris kommen, während auch er 
seine Ähnlichkeit mit der Form Riccieri nicht verleugnet. 
Zweifellos liegt aber eine Beeinflussung des Fior. durch den Beuve- 
Buovo vor, wenn der den Fior. in Mongirfalco entdeckende Lottieri zu 
einem Spielmann gemacht wird. Hier klingt das Motiv nach, daß Beuve- 
Buovo durch seine als Sängerin verkleidete Gattin wiedergefunden 
wird. 
Wenn nun das feststeht, daß in der Vermählung Tibaldos mit der 
Ulia und derjenigen Lottieris mit der Gräfin von Flandern der in beide 
Teile des Fior. geworfene Widerschein eines ursprünglich mit Richier 
verknüpften Motivs zu sehen ist, dann wird man auch ein Recht haben, 
weiter zu folgern, daß ebenfalls das andere, sowohl an Tibaldo wie an 
Lottieri geheftete Motiv einer auf die Befreiung des Helden gerichteten 
Tätigkeit der Rolle Richiers entnommen ist. Schon bei der Besprechung 
dieses Motivs in Zusammenhang mit Tibaldo (S. 48) wurde hervorgehoben, 
daß es nicht aus dem Beuve-Buovo stammen könnte. Im Floovent, in 
der ursprünglichen Rolle Richiers liegt also seine Quelle. Richier, der 
als der Freund des Helden der einzig dazu Berufene ist, holt demnach 
in der ursprünglichen Version das Heer herbei, das den Gefangenen be 
freien soll; und er hat schon vorher allein auf einer Fahrt zum Helden 
Erkundigungen über sein Schicksal eingezogen. 
Der letztere Zug wird allerdings nur von Lottieri, nicht von Tibaldo 
im ersten Abschnitt des Fior. erzählt. Aber hier wird der Zug nur aus 
gelassen sein. Tibaldo ist in der besetzten Burg der Zeuge der Gefangen- 
nehmung Fior.’s. Da mußte es dem Fior.-Dichter überflüssig erscheinen, 
Tibaldo noch auf Kundschaft ausziehen zu lassen. 
Jedenfalls darf man nicht ohne Grund annehmen, daß in xF dem 
allgemeinen, von Richier geleiteten Heereszuge gegen die Sarazenenstadt 
eine Einzelfahrt Richiers ebendorthin voranging, ein Motiv, das dann zu 
der noch mehr zu Gunsten Richiers abgeänderten Erzählung des T. v. M. 
den Anstoß gab. 
Auf dieser Fahrt muß Richier dann auch, wenn die auf S. 49 auf 
gestellte Theorie richtig ist, die Abenteuer mit Emelons Sohn, dann mit 
Emelon selbst, bestanden haben, welche die weitere Erwähnung Emelons 
in der Dichtung veranlaßten. 
Die Schilderung des Fior. weist noch die Eigentümlichkeit auf, daß 
in ihr der Mutter des Helden activer Anteil an dem Befreiungszuge nach 
Mongirfalco gewährt wird. — In entsprechender Weise hatte schon bei 
der früheren Befreiung im ersten Teil des Fior. der Vater des Helden 
mitgewirkt; und daß wir hier vor einem durchaus sekundären, erst vom 
Fior.-Dichter erfundenen Zuge ständen, wurde schon erwiesen. Demnach
	        
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