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In den frz. und ndl. Texten ist der Held der Sohn des ersten
Königs von Frkch., der — im Einklang mit der Geschichte — Cloovis-
(Clovise) genannt wird. Im Fior. ist der Held dagegen der Enkel des ersten
Königs von Frkch., Fiovo (= Flovent), dessen Geschichte hier dem Gedicht,
von Fior. gewissermaßen als Einleitung voraufgeht. Fiovos Söhne sind
Fiorello, Fior.’s Vater, und Fiorio, der Vater der ülia. So erscheinen in
der ital. Überlieferung die wichtigsten Gestalten der Epen von Fiovo
(= Flovent) und Fior. (= Floovent) in einer — auf ital. Boden übrigens
zur Manie gewordenen — genealogischen Verknüpfung, die die übrigen
Texte nicht rechtfertigen, die also nicht ursprünglich sein kann. In den
außerital. Texten wird dem Vater Floovents, Cloovis, (der also dem Fiorello
der ital. Versionen entspricht), dieselbe Würde zuerteilt, die unabhängig
davon die Flovent-Dichtung für ihren Helden in Anspruch nimmt. Von
einer Verwandschaft des Cloovis und des Flovent kann also schon deswegen
keine Rede sein, weil die beiden von ihnen erzählenden Epen mit ihren
Angaben einander widersprechen. Dieser Widerspruch ist nun in den
ital. Texten ausgeglichen. Die Verbindung der beiden ursprünglich selbst
ständigen Dichtungen zu einer Einheit zwang dazu. Von den beiden
Persönlichkeiten, die in den ursprünglichen Epen als Rivalen um die
Würde des ersten frz. Königs auftreten, muß die Gestalt der Floovent-
Dichtung zurücktreten. Fluovents Vater wird in Italien zum Sohne
Flovents gemacht; damit rückt Floovent selbst von der zweiten an die
diitte Stelle in der Reihe der frz. Könige.
Wir begreifen nun auch, weshalb die ital. Version den Hamen
Cloovis fallen läßt und ihn durch durch Fiorello ersetzt. Der frz. Name
fügt sich dem System der allitterirenden Namen nicht ein, daß dem ital.
Dichter für die von ihm geschaffene Gruppe verwandter Könige uner
läßlich erschien.
Hach allem geben allein die frz. und ndl. Texte die Fassung von xF
wieder. Der Vater des Helden ist Cloovis, der erste christliche König
von Frkch.
Es ist aber fraglich, ob die Floovent-Dichtung den Cloovis auch
schon vor der Fassung xF, in den etwaigen früheren Stadien ihrer Ent
wicklung, kannte. Hach der Erklärung G. Paris’ bedeutet Floovent einen
Chlodowinger. Weshalb aber wurde dann nicht auch in paralleler Ent
wicklung Chlodowicus zu Floovis? Wie kommt xF zu Cloovis? Wenn
man nicht mit Rajna, Origini S. 153 ff., annehmen will, daß erst auf
Grund gelehrten Einflusses die ursprüngliche, volkstümliche Bezeichnung
Floovis mit dem Hamen Cloovis vertauscht sei — das dürfte schwer zu
beweisen sein; nirgends ist bisher der Harne Floovis nachgewiesen — wird
man sich entschließen müssen, anzuerkennen, daß Cloovis erst spät,
vielleicht mit der Niederschrift von xF, in die Dichtung als eine ihr
ursprünglich fremde Persönlichkeit gedrungen ist.
Es kommt aber noch hinzu, daß eine Reihe von Angaben in Zu
sammenhang mit dem Namen Cloovis stehen, die mit der Dichtung wenig
zu tun haben. Es heißt, er habe 4 Söhne — das stimmt mit der Geschichte,