Full text: Floovent-Studien

39 
In den frz. und ndl. Texten ist der Held der Sohn des ersten 
Königs von Frkch., der — im Einklang mit der Geschichte — Cloovis- 
(Clovise) genannt wird. Im Fior. ist der Held dagegen der Enkel des ersten 
Königs von Frkch., Fiovo (= Flovent), dessen Geschichte hier dem Gedicht, 
von Fior. gewissermaßen als Einleitung voraufgeht. Fiovos Söhne sind 
Fiorello, Fior.’s Vater, und Fiorio, der Vater der ülia. So erscheinen in 
der ital. Überlieferung die wichtigsten Gestalten der Epen von Fiovo 
(= Flovent) und Fior. (= Floovent) in einer — auf ital. Boden übrigens 
zur Manie gewordenen — genealogischen Verknüpfung, die die übrigen 
Texte nicht rechtfertigen, die also nicht ursprünglich sein kann. In den 
außerital. Texten wird dem Vater Floovents, Cloovis, (der also dem Fiorello 
der ital. Versionen entspricht), dieselbe Würde zuerteilt, die unabhängig 
davon die Flovent-Dichtung für ihren Helden in Anspruch nimmt. Von 
einer Verwandschaft des Cloovis und des Flovent kann also schon deswegen 
keine Rede sein, weil die beiden von ihnen erzählenden Epen mit ihren 
Angaben einander widersprechen. Dieser Widerspruch ist nun in den 
ital. Texten ausgeglichen. Die Verbindung der beiden ursprünglich selbst 
ständigen Dichtungen zu einer Einheit zwang dazu. Von den beiden 
Persönlichkeiten, die in den ursprünglichen Epen als Rivalen um die 
Würde des ersten frz. Königs auftreten, muß die Gestalt der Floovent- 
Dichtung zurücktreten. Fluovents Vater wird in Italien zum Sohne 
Flovents gemacht; damit rückt Floovent selbst von der zweiten an die 
diitte Stelle in der Reihe der frz. Könige. 
Wir begreifen nun auch, weshalb die ital. Version den Hamen 
Cloovis fallen läßt und ihn durch durch Fiorello ersetzt. Der frz. Name 
fügt sich dem System der allitterirenden Namen nicht ein, daß dem ital. 
Dichter für die von ihm geschaffene Gruppe verwandter Könige uner 
läßlich erschien. 
Hach allem geben allein die frz. und ndl. Texte die Fassung von xF 
wieder. Der Vater des Helden ist Cloovis, der erste christliche König 
von Frkch. 
Es ist aber fraglich, ob die Floovent-Dichtung den Cloovis auch 
schon vor der Fassung xF, in den etwaigen früheren Stadien ihrer Ent 
wicklung, kannte. Hach der Erklärung G. Paris’ bedeutet Floovent einen 
Chlodowinger. Weshalb aber wurde dann nicht auch in paralleler Ent 
wicklung Chlodowicus zu Floovis? Wie kommt xF zu Cloovis? Wenn 
man nicht mit Rajna, Origini S. 153 ff., annehmen will, daß erst auf 
Grund gelehrten Einflusses die ursprüngliche, volkstümliche Bezeichnung 
Floovis mit dem Hamen Cloovis vertauscht sei — das dürfte schwer zu 
beweisen sein; nirgends ist bisher der Harne Floovis nachgewiesen — wird 
man sich entschließen müssen, anzuerkennen, daß Cloovis erst spät, 
vielleicht mit der Niederschrift von xF, in die Dichtung als eine ihr 
ursprünglich fremde Persönlichkeit gedrungen ist. 
Es kommt aber noch hinzu, daß eine Reihe von Angaben in Zu 
sammenhang mit dem Namen Cloovis stehen, die mit der Dichtung wenig 
zu tun haben. Es heißt, er habe 4 Söhne — das stimmt mit der Geschichte,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.