Full text: Floovent-Studien

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nichts von den Beziehungen des Helden zu England und seinem Könige, 
an der Hand der ital. Überlieferung zu begründen. 
Das Ms. XIII, der bei weitem älteste der überlieferten Texte, be 
richtet ganz unzweideutig jene Ereignisse ■— Wettrennen in London: Ver 
such des englischen Prinzen, Arondel zu stehlen; Verbannung des Helden —,. 
deren Schauplatz der englische Königshof ist. — Rajna half sich (S. 139 f.), 
indem er für diesen Teil des Textes eine zweite, bereits unter agl.-norm. 
Einfluß stehende Quelle annahm. 
Auch vom T. ven. läßt sich nicht klar und bündig sagen, in ihm 
spiele England keine Rolle. In den erhaltenen Partien äußert er sich 
nicht deutlich über die Lage der Heimatstadt Buovos 1 ); und die letzten 
Teile, in denen der König von England nach den anderen Versionen erst 
eigentlich hervorzutreten beginnt, sind uns zum Unglück gerade verloren 
gegangen. Was auf den verlorenen Blättern des Codex gestanden hat, 
wissen wir nicht. Über ihren Inhalt schließt Rajna: Da der dem T. ven. 
in mancher Hinsicht so nahe stehende toscanische Buovo in Stanzen (P. tose.) 
jene in London vor sich gehenden Ereignisse nicht berichtet, so waren sie 
auch nicht in den verlorenen Teilen des T. ven. enthalten. (S. 139—40.) 
In der Tat fehlt im P. tose, die Verbannung Buovos durch den 
König von England. 
Aber es fehlen dort doch nicht alle Spuren der Ereignisse, die mit 
der Verbannung Buovos Zusammenhängen. 
Nach allen frz. Versionen — und ebenso nach dem Ms. XIII und 
den R. — wird der Held verbannt, weil der Sohn des Königs von England, 
der das Roß Arondel stehlen wollte, von diesem erschlagen wurde. Unter 
den Abenteuern, die das P. tose. — und nur dieses — den Buovo nach 
seiner Trennung von der Drusiana erleben läßt, befindet sich eins, das ganz 
außerordentlich an jene am Hofe zu London spielende Episode erinnert: 
Räuber versuchen, während Buovo in einer Jägerhütte im Schlafe liegt, 
ihm sein Roß zu stehlen; dieses aber erschlägt die Diebe. — Eine Beziehung 
dieses Motivs zu jenem, welches die übrigen Texte enthalten, ist offen 
sichtlich. Es fragt sich nur, wo die Priorität liegt Vom Standpunkte 
Rajnas aus wäre man gezwungen, diese dem P. tose, als der ursprünglichen, 
von der — nach Rajna — späteren agl.-norm. Version noch nicht berührten 
Fassung zuzuerkennen; ja, man müßte, weitergehend, die Episode des 
P tose, als die wahrscheinliche Quelle der sich in London abspielenden 
Scenen, die alle übrigen Versionen berichten, bezeichnen. 
Ist es aber irgendwie einleuchtend, daß eine solche Konstruktion 
den Tatsachen entspricht? Darf man nicht vielmehr fast mit Bestimmt 
heit sagen, daß das Motiv des P. tose., eben weil sonst keiner der ital. 
Texte es enthält, durch jene in London lokalisirten Episoden, wie sie 
die anderen Fassungen erzählen, veranlaßt wurde? 
1) Rajna gesteht selbst, S. 138: „E ben vero, che la poetura del'a citta non e 
designata con chiarezza . , .
	        
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