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heißt es bei Dietrich, Russische Volksmärchen, Lpzg. 1831 in den
Anmerkungen (S. 263) zu der auf S. 68 — 117 gegebenen Übersetzung des
russichen Volksbuches von „Bowa Korolewitsch und der schönen
Königstochter Druschnewna“.
Die älteste russische Version des Bowa, die eine Hs des 16. Jahrh.
in Posen aufbewahrt, hat Wesselofsky in dem „Sammelwerk der Ab-
teilg. für russ. Sprache und Litteratur der Kais. Akad. der Wissensch.“
St.-Petersburg 1888, Band 44, im 2. Teil, S. 129—172 publicirt und in
einer im 1. Teil dieses Werkes, S. 229—305 veröffentlichten (russisch ge
schriebenen) Studie behandelt. 1 )
Die schon von Jakob Grimm in der Vorrede zu Dietrichs Samm
lung (S. VIII f.) vertretene Anschauung, daß wir es in der russischen
Erzählung mit der ital. Version der Sage zu tun hätten — eine An
schauung, der sich auch Nyrop in seiner „Oldfranske Heldedigtning“
(vergl. die Übersetzung Gorras, S 206, A. 1) anschloß -, findet ihre
endgültige Bestätigung in den Untersuchungen Wesselofskys. Meinungs
verschiedenheit herrscht zwischen Nyrop und Wesselofsky nur über den
Weg, auf dem die Sage in die russische Litteratur gelangte. Während
der ex-stere an griechische Vermittlung denkt, bilden nach W. süd-slavische
Versionen das Bindeglied zwischen den ital. und den uns überlieferten
russischen Texten. (Vergl. dazu auch Arch. f. slav. Phil. VIII, 330 f.) —
Nach Nyrop-Gori-a, S. 206 wurde die ital. Version im Jahre 1501
auch ins „Hebräische“ („in dialetto ebraico“) übersetzt. Gemeint ist wohl
die Übertragung des Buovo ins Juden-Deutsch, das „Baba-Buch“, das
z. B. im Jahre 1767 in Prag gedruckt wurde. * 2 )
Die jüdisch-deutsche Fassung wurde neuerdings von einem gewissen
M. Aziel ins Rumänische übertragen und im Jahre 1881 zusammen mit
anderen Erzählungen unter dem irreführenden Titel „1001 Tag“ ver
öffentlicht. Vergl. Gaster in Gröbers Grundriß II, 3, S. 386. — —
Der Inhalt der allen diesen Übersetzungen zu Grunde liegenden
ital. Version ist nach den vier maßgebenden Fassungen — Ms. XIII,
T. ven. und T. ud., R. und T. ricc., P. tose. — der folgende:
Nachdem der alternde Graf Guidon von Antona durch den ver
räterischen Anschlag seiner jungen Gattin Blondoia (Ms. XIII; T. ven.
u. T. ud.; Brandoria: R. u. T. ricc.; Brandonia: P. tose ) ermordet ist, muß
sein Sohn, Buovo (R. u. T. ricc., P. tose.; Bovo: Ms. XIII, T. ven. u.
T. ud.), vor den Vei’folgungen seiner Mutter und seines Stiefvaters IJ u d o n
di Maganza (T. ven., P. tose.; Dodon: T. ud.; Duodo: R. u. T. ricc.)
fliehen. Er entkommt mit Hülfe einer Dienei’in, die den Auftrag hat,
ihn im Kerker zu vergiften. Ein Schiff bringt ihn nach Armenia zum
H Ueber die Untersuchungen Wesselofskys giebt Batiouskof in der
Rom. XVIIT, 302 ff. bes. 313—14) einen Bericht. — Zu einer Kenntnis der Posener
Bowa-V ersion verhalf mir die Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. Lüdtkc, Biblio
thekars au der Kieler Univ.-Bibl.
2) Ich entnehme diese Notiz einer handschriftlichen Angabe auf dem Umschlag
des von mir benutzten P. tose, der Berliner Bibliothek; vergl. oben S. 25.