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eine andere sarazenische Prinzessin, welche ebenfalls die Flucht eines von
ihr geliebten christlichen Gefangenen begünstige, den Namen Margalia
oder Malgaria 1 ) trage, Namen, die ja nur die ital. Formen für Maugalie
wären.“
Die hier beobachtete Tatsache, die weder von den Herausgebern
des „Floovant“ noch von den übrigen Floovent-Forschern weiter verfolgt
worden ist, wird aber noch um so überraschender, wenn man sieht, daß
diese Malgaria des Buovo in der frz. Fassung der Dichtung, dem Beuve
de Hanstone, gar kein Pendant hat. Wohl ist der Held auch hier, wie
im Buovo, — diese Scenen erinnern auf das lebhafteste an die Schilderung
von Floovents Verrat und Gefangenschaft, — auf hinterlistige Weise von
dem Königshofe aus, an dem er freundliche Aufnahme gefunden hatte, in
die Hände der Sarazenen gespielt und schmachtet nun bei ihnen im Kerker;
daß aber der Sarazenen König eine Tochter hat, die den Fremdling lieh
gewinnt und ihm die Gefangenschaft erleichtert, davon weiß der Beuve nichts.
Woher stammt denn nun jene Malgaria des Buovo? Könnte nicht
der Floovent seine Quelle sein, der ja eine in ähnlicher Weise wie die
Malgaria des Buovo in die epische Handlung verknüpfte Prinzessin
mit demselben Namen bezeichnet?
Freilich, nur die frz. Version kennt diesen Namen für jene Prinzessin.
Die ital., der Fior., an den man hei Gelegenheit des ital. Buovo doch
zuerst zu denken hätte, nennt sie Drugiolina.
Aber dieser Name knüpft, weit entfernt, die eben angebahnte Ver
bindung zwischen Buovo und F'loovent wieder zu zerreißen, sie nur noch
um so fester. Findet er, der von der Floovent-Überlieferung aus gänzlich
unverständlich ist, doch wiederum vom Beuve-Buovo aus seine Erklärung:
Der Buovo übersetzt den Namen einer Prinzessin, die der Beuve Josienne
heißt, initDrusiana, also einem Namen, dem die Bezeichnung Drugiolina
nahe genug steht, daß man diese als aus Anlaß des ersteren gebildet
ansehen darf. — Die Dinge liegen also offenbar so, daß man dem
Floovent gewissermaßen eine Prinzessin für den Buovo entlehnte, und dann
die dadurch entstandene Lücke im Fior. mit Hülfe des Buovo wieder ausfüllte.
Hier spinnen sich in der Tat eigenartige Beziehungen vom Floovent
zum Buovo und rückwärts vom Buovo zum Fior.
Nun wird auch die Tatsache von Bedeutung, daß der Beuve auf
ital. Boden eine ganz erhebliche Umarbeitung — die Einführung jener
Prinzessin Malgaria ist nur ein Teil derselben — erfahren hat, derart, daß
das l’rodukt dieser Umgestaltung, der Buovo, seinem frz. Vorbild nicht viel
ferner steht, als etwa der Flor, dem Floovent.
Da ist es wohl auch nicht zufällig, daß — trotzdem der Beuve gar
nichts mit dem Königsgeschlechte von F'rkch. zu tun hat — der Buovo
künstlich mit diesem, dem ja F'loovent-F'ior. angehört, in Verbindung ge
1) Im 4. Buch derReali heisst die Prinzessin übrigens Margarita, wenigstens
iu der Ausgabe Gambas. Aber andere Versionen des Buovo, von denen noch die Rede
sein wird, weisen allerdings die von Guessard und Michelant angegebenen Namensformen auf.