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Die griechischen Wörter im Französischen
a. a. 0. das ö in störax als lediglich graphisch (statt ü), bleibt aber
den Beweis für diese Behauptung schuldig wie Weise den für die An
nahme, dass das folgende r der Grund sei. Wieder anders ist Lindsays
Auffassung (II § 29). In cötonia (xvdwvla) möchte Stolz das o aus
der tonlosen Stellung, allenfalls auch mit Schräder bei Hehn S. 243
aus Verschmelzung mit cottana erklären, während Weise S. 36 Anm. 2
nicht abgeneigt ist, Einfluss des kyprischen Dialekts anzunehmen. Die
übrigen von Weise S. 35/36 angeführten Beispiele wie colindrus
(xvhvÖQog), amolum (ä/.ivXov), spondolus (<Tcpovdv).og), wo ö freilich in
unbetonter Silbe steht, nennt Stolz „vulgäre Formen“, ein sehr schätz
bares Zugeständnis. Einheitlichkeit der Anschauung ist also, wie man
sieht, noch nicht, erreicht worden. Noch bunter wird das ßild, wenn
wir das Vulgärlateinisehe hinzunehmen; auch hier stellt fast jedes Wort
ein vielbehandeltes Problem dar. Beispiele: nv%og vlt. *b9xus = ital.
bpsso, frz. buis, ae. box und vlt. *boscus (§ 6) = ital. bosco, prov.
bosc-s, frz. bms. Die zahlreichen Versuche, diese Formen zu erklären,
werden bei der Besprechung des Wortes behandelt werden; hier sei
nur bemerkt, dass sie als gescheitert betrachtet werden dürfen, weil
sie besten Falls genügen, eine Form zu erläutern, nicht aber die
anderen. Ferner xqvtitij = ital. grtstta (neben grotta), xalinzqu =
ital. catotta, wofür d’Ovidio, Grob. Grdr. I, 523, und M.-L., it. Gr. § 16
keine rechte Deutung wussten; xvcpog — ital. gobbo, das d’Ovidio,
Grob. Grdr. I, 518 schwerlich zutreffend erklärt hat, denn solche an-
klingenden Wörter wie die dort genannten lassen sich schliesslich
überall ausfindig machen; (ttl)(ivg(g, schriftlat. (sal)muria, vlt. auch
*(sal)m9r(i)a = ital. (salajnmja, rtr. muora, frz. muire, span, salmuera,
ptg. salmoura (vgl. corium = span, cuero, ptg. couro); mit M.-L.s
Ansicht über dieses Wort (Gr. I § 146 S. 139) gedenken wir uns im
zweiten Teile auseinanderzusetzen; fivxtjg ,Lichtschnuppe' vlt. (*muccus
und) ^nwccus (Konsonantengemination nach § 7,1; lat. -us für gr. -rjg
S. 30), woher ital. nmccolo, nmcciolo ,Lichtschnuppe, Lichtstumpf 4 (und
etliche andere romanische Wörter, die bislang zu lat. *muccus ,Schleim 4
gestellt wurden); Gen. nv^iöog, *nv%iXog (§ 2,5) = ital. bgssolo; die
Erklärungen dieses und des vorigen Wortes durch d’Ovidio, Grob. Grdr. I,
517, und M.-L., it. Gr. § 58 befriedigen wenig, um so weniger, als
*nv'£iXog wie einige andere in diesem Abschnitt genannte Wörter
ausserdem die Vertretung von gr. v durch lat. ü aufweist; schwerlich
wird man diese Tatsache für rein zufällig erachten wollen. Ferner
gehört wohl hierher (iv9og — ital. m9tto, frz. mot [das bisherige
Etymon lat. *muttuin ,Mucks 4 genügt nicht für afr. nmt (neben mQt),
während das italienische Wort allenfalls dem Französischen entlehnt
sein könnte; Konsonantengemination nach § 7,1]. Nicht ausgeschlossen
ist es endlich, dass auch Kvnqog vlt. *c9prum, *c9prium, = ae.