90 Die griechischen Wörter im Französischen
und noch fernerhin gezeigt werden wird, in zahlreichen Fällen zu ent
decken.
2. Der geschlossene Klang des gr. o ist ferner in vielen vulgär-
lateinischen Wörtern wiederzuerkennen, wie zuerst Cornu, Gröb. Grdr. I,
725 bemerkt zu haben scheint, vgl. auch M.-L. Gr. I § 17 S. 31, it.
Gr. § 65, Einf. S. 110, H.-D., Traite § 496 S. 161. Beispiele: ßögßogog
frz. bourbe, yöyygog ital. gongro, grongo, öo^rj ital. doga, sizil. duga,
frz. douve, xöXnog, dafür xoXtpog, xögyog, *xo(pgog — ital. golfo, sizil.
gurfu, frz. gouffre, off/wf ital. orma, rum. urmä (§ 4,5), wohl auch
newrixoffTTj afr. pentecouste (vgl. got. paintekuste), noXvnovg, *nogvnovg
(§ 5,2) = ital. polpo, südital. purpu, qöußog ital. rombo, sizil. rumbu,
roQvog ital. span, torno, frz. tour u. s. w. (Die von d’Ovidio Gröb.
Grdr. I, 522 f. gegebenen Erklärungen italienischer Wörter sind ver
altet). Hierdurch erledigt sich auch Körtings Bedenken gegen die
Herleitung des span.»ptg. tomo, tomar von rö^iog (Wb. 9576).
3. ln einer anderen Gruppe von Wörtern erscheint vlt. o als Ver
tretung des gr. o. Beispiele: x°Q^V vlt. corda = ital. corda, span,
cuerda, frz. corde; xocpivog vlt. *C9p(h)anus, *coffinus (S. 38 und § 7,1)
= ital. C9fano, span, cuebano, frz. coffre; dgtpccvög vlt. *9rfanus =
ital. 9rfano, span, huerfano, aagxöipayog vlt. sarc9fagus, *sarc9fus =
afr. sarcuef, sarcuel u. s. w. Es liegt nahe, mit Schuchardt Z. XXVI,
318 anzunehmen, dass das offene o sich in solchen Wörtern „in An
passung an das Latein“ eingestellt habe, also gewissermassen ein durch
die lateinische Literatursprache nach der metrischen Geltung korrigierter
Lautwert sei. Mag diese Erklärung in manchen Fällen zutreffen, all
gemeine Gültigkeit hat sie schwerlich, wie aus folgenden Beispielen
hervorgehen wird: xd(y)/iy vlt. *C9cca (Ausfall des Nasals, Konsonanten
gemination) = ital. C9cca, frz. coche u. s. w., xaqvocfvllov vlt. *garö-
fulum (Bewahrung der griechischen Betonung, S. 48) = ital. garofano,
frz. gnmfle u. s. w., «jaoen vlt. Deminutivum *(a)m9rcula (y = lat. c;
d’Ovidio Gröb. Grdr. I, 518 geht irrtümlich von *amurcula aus, womit
sich natürlich das o nicht vereinigt) = ital. umrchia, mgotpog lat.
ströppus (Konsonantengemination) u. s. w. Nach den in Klammern
beigefügten Kriterien unterliegt es gar keinem Zweifel, dass diese
Wörter dem Griechischen auf dem Wege mündlicher, nicht literari
scher Entlehnung entnommen worden sind; da sie gr. o als 9 wieder
spiegeln, so ist zu schliessen, dass der griechische Vokal auf einem
von den Gräzisten näher zu bestimmenden Sprachgebiet (wahrscheinlich
irgendwo in Grossgriechenland) offen gesprochen worden sei.
4. Zuweilen lässt das Komanische ein Schwanken zwischen 9 und
9 bei einem und demselben Worte erkennen: ital.colpo, rtr. culp, span,
colpe, golpe neben afr. prov. 091p (xoXacpog), span. ptg. ostra neben
frz. huitre (otugeop) u. s. w. (das von M.-L,, Gr. I § 17 S. 31 in diesem