Theodor Claufsen
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durch die metrische Gleichstellung des griechischen Vokals mit dem
lat. e veranlasst sein könne. Übrigens wäre in seiner Auseinander
setzung xrjqög lat. cera zu streichen, da das lateinische Wort nicht aus
dem Griechischen entlehnt ist (Osthoff S. 22). Beispiele für gr. 97 =
lat. e: o^nlu vlt. sepia = ital. seppia, sizil. siccia, frz. söche; ävtj&ov
vlt. *anetum (S. 49) = frz. anoi; xa/itiXog vlt. camelus = afr. chameil;
(1d)no&rixrj vlt. *bo(t)teca = ital. bottega, span, bodega; #17x17 vlt.
t(h)eca = ital. teca, tega, rum. teacä, rtr. teija, frz. taie, ptg. teiga,
ahd. ziahha, mhd. zieche, ir. tiach, kymr. twyg (e also im ganzen
vulgärlateinischen Sprachgebiet); o^ptxo? lat. sericus = ae. syric,
ahd. silihho, anord. (schwed. dän.) silke (Kluge, Pauls Grdr. I, 344;
zum 1 vgl. § 5,2) u. a. m.
4. Endlich ist auch die letzte Lautstufe des 17 (i) in mancherlei
Wörtern erhalten: Tanr\Tiov vlt. *tappitium (§ 7,1) = prov. tapit-z,
frz. tapis; ariqixog lat. siricus (vgl. Georges LWF s. v. sericus) = afr.
sirie, prov. sirgua, span, sirgo; *miSd>xrig (§ 2,5) = ital. piloto, -a
(neben pedoto), span. ptg. piloto, frz. pilote; {a)no9rixii vlt. *bot(t)ica =
prov. cat., auch ital. (dial.) botiga 1 ), frz. boutique (Lehnwort),
ptg. cio (aus *cilo), ’Hrrvy^og afr. Hisque (S. 53), wahrscheinlich neoya-
Hrjvov vlt. *percaminum (§ 2,4) = frz. parchemin, vgl. auch basilum
(<pcirrriJiog) § 1,8. Beispiele aus lateinischen Inschriften und Handschriften
bei Schuch. Vok. I, 234 ff.
§ 12. Griechisches 1.
1. „Das gr. 1 ist ohne KUcksicht auf seine Quantität dem vlt. i
gleichgestellt worden“, bemerkt M.-L., It. Gr. § 52, allerdings wohl nicht
völlig zutreffend (vgl. weiter unten). Richtiger ist seine Feststellung
(Einf. S. 108), dass nach ital. cresima, frz. creme zu schliessen das l
in xQitTfjjcc eine offene Länge gewesen sein müsse, denn wenigstens
teilweise ist es von den Römern als i (e) gehört worden, wie ausser
dem ital. cresima folgende Beispiele zeigen: äQ&Qirixög, -97 ital. artetico,
-a, afr. artetique, arcetique (# spirantisch), span. ptg. artetica;
avög lat. chrestianus (inschriftlich belegt, vgl. Schuch. Vok. II, 62,
ebendort auch Chrestus •= Xqin%6g\ an griechische Volksetymologie
nach ,heilsam 1 braucht mit Schuchardt a. a. 0. und Keller
S. 26 nicht gedacht zu werden) = prov. crestian-s, frz. chretien:
aQTefiiala vlt. *artemesia = frz. armoise; alvog vlt. *setus, woher
vielleicht *setulus, -um, später *seculus, -um (vgl. ,vetulus non veclus 1
App. Pr. 5 u. dgl.) kann mit lat. secale verschmolzen sein und die
seltsame Form *secale (ital. segale, frz. seigle u. s, w.) hervorgerufen
haben; dass *setus bestanden habe, scheint aus dem bisher anders
1) Die itazistische Aussprache des 97 ist hier also älter als die Spiranti-
sierung des A