Theodor Claufsen
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entlehnt im kymr. cawn fortleben würde (Lotli S. 146 weiss eine recht
befriedigende Erklärung nicht zu geben). I). Die neugriechische Ver
einfachung aller Geminatae wie in alos (ällog), J)arö (&ctQQ(ö) u. s. w.
(Thumb, Handb. § 35) reicht nach Brgm., K. vgl. Gr. § 328 (vgl. auph
Brgm. Gr. Gr. § 118, Anm. 2) noch in die vorchristliche Zeit zurück.
Im Vulgärlateinischen hat dies scheinbar nicht viele Spuren hinter
lassen: Vielleicht gehört hierher vlt. *büra aus nvo(o)6c, woher kymr.
bor (was Loth S. 139 dazu bemerkt, ist unzureichend), ferner vlt.
•*canapis (ital. canape) = xävvaßig (die anderen romanischen Formen
fordern, soweit sie überhaupt eine Entscheidung gestatten, nn). Frag
lich ist, ob vlt. *pitacium == nmdxiov, vlt. *balena = (päXlaiva und
vlt. *balistra, *balestra = ßcdhffzijg hierherzurechnen sind, vgl. den
nächsten Absatz. Mit grosser Wahrscheinlichkeit dagegen ist in diese
Rubrik zu stellen ital. cinabro, frz. cinabre, span. ptg. cinabrio =
xtvvdßaoi(g), da die Lautgestalt der romanischen Wörter sie als Ent
lehnungen aus spät- oder mittelgriechischer Zeit zu betrachten gestattet.
2. Im Lateinischen ist die Ursache der Vereinfachung von Doppel
konsonanz vermutlich in folgenden Fällen zu suchen: A. Vor dem
historischen Akzent nach kurzem Vokal wird im Latein Geminata in
der Regel vereinfacht, z. B. cflrulis aus *cürrifiis (zu currus), cänalis
aus *cännalis (zu canna) u. dgl. (vgl. Stolz § 218, Sommer § 161,1);
das gleiche Gesetz hat wohl (pälhuvu lat. ballaena wenigstens teil
weise zu *balena gestaltet (auch schriftlat. balaena nicht selten), woher
ital. balena; dagegen ist span, ballena (der Erklärung von Pabst bei
Ktg. Wb. 1 1000 a bedarf es nicht), ptg. balda = *ballena, während
frz. baieine nicht erkennen lässt, welche Form zugrunde liegt. Ent
sprechend setzt ital. balestra, balestra (vgl. § 12,2) vlt. *balistra,
*balestra = ßalliGxr\g voraus, ebenso ital. petazza, prov. pedas, span,
ptg. pedazo vlt. pitacium, -a (CGL V, 379,9 belegt) = nizzdxiov.
Möglicherweise aber sind auch diese Wörter unter 1 D zu rechnen.
B. Vlt. *garöfulum = xuQvocfvRov und ähnliche Fälle sind S. 48 be
sprochen worden. III.
III. Kapitel.
Vokalismus.
§ 9. Griechisches «.
Im allgemeinen entspricht dem gr. a lat. a. Besonderheiten der
Wiedergabe des griechischen Vokals im Latein sind S. 34ff., S. 41 oben
und S. 46/47 behandelt worden. Zu beachten ist noch folgendes: Der
im Griechischen gelegentlich festzustellende Wechsel von a mit e
(z. B. Qicpapog neben {.dyavog u. dgl., vgl. Meyer § 55) erklärt auch
die Lautgestalt einzelner griechischer Lehnwörter des Lateinischen
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