Theodor Claufsen
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§ 2,2). Umgekehrt tritt auch X für q ein: *nedoq = span. silo (Baist,
Grob. Grdr. I, 703 vermisste einen Grund für das 1), neuprov. silo
(S. 42); *(paX6<; (für mgr. (faqöq) — ital. fall), frz. falot; *nctrcvXog =
sard. pavilu, prov. pabil-s, span, pabilo, ptg. pavio (aus *pavilo), span,
ptg. papdl, mail, palpd u. s. w.; navöovqa span, bandöla, woher wohl
ital. mandola, frz. mandole (§ 17,6); dies verdient vielleicht auch Be
achtung für die Erklärung der germanischen Formen von (Tijqixog (ae.
seoluc, ne. silk, ahd. silihho, anord. silke). Nach Brgm. Gr. Gr. § 61,3
ist bei h -X, q -q Dissimilation ziemlich verbreitet, daher hat lat. pro-
tulum (Löwe, Prodr. S. 376) = nqödvqov die Dissimilation möglicher
weise aus dem Griechischen übernommen, und so ist vielleicht auch
vlt. *gratalus, *gratalis, woher prov. grazal, afr. grasal, graal, greal
u. s. w. aus dem Gen. *xqazäXog für xqazäqog, xqazfjqog entstanden.
3. Gr. und v haben in gedeckter Stellung schon im Altgriechi
schen einen reduzierten Klang gehabt, infolgedessen sie, wie die in
schriftliche Orthographie lehrt, zuweilen gänzlich geschwunden sind,
vgl. Meyer § 294 (im Neugriechischen sind sie vor den Spiranten (p,
x regelmässig fortgefallen, vgl. Thumb, Handb. § 32, Foy S. 80).
Diese Eigentümlichkeit der griechischen Vulgärsprache ist noch in den
romanischen, germanischen und keltischen Fortsetzungen griechischer
Lehnwörter des Lateins zu erkennen. Beispiele: x6(y)x>i vlt. *cocca
(vgl. § 7,1) = ital. cocca, prov. span, coca, frz. coque, coche und vlt.
*coccus = ahd. coccho, nhd. Kogge, ae. cocc, kymr. eweh, bret. couc’h
(Loth S. 155); gö(y)xo?, davon lat. r(h)onc(h)are und vlt. *roccare
(§ 7,1) = kymr. rochan, bret. roc’ha, roc’hal (Loth S. 202); jua(v)dqa-
yöqag = rum. matragunä (§ 2,3); ß6([i)ßog, davon prov. bobansa, frz.
bobance; y6(ii)(pog, davon prov. gofon; dor. nayxXäqog (zu ion. -att.
näyxXriqog, nayxXfiqiu), dafür *nu(j)x(a)Xdtqi(o)g vlt. *baccalari(u)s
(vgl. § 3,2, §5,4 und § 7,1) = ital. baccalare, frz. bachelier u. s. w.;
Akk. nofupöXvya, vulgärgrieck. *<pa{y)(pdXvyci vlt. '*fa(n)falüca (S. 34)
= afr. fa(n)felue; <rv(fi)if>o)^(a = afr. chifoine; xo(y)xi'Xiov lat. con-
quilium, vlt. *coquilia (§ 14,7) = ital. cochiglia, frz. coquille.
4. Zwischen einem Verschlusslaut und folgender oder vorangehender
Liquida oder Nasalis ist nicht selten aus dem Stimmton der letzteren
ein voller Vokal entstanden, dessen Färbung sich meist nach der der
benachbarten Vokale richtet, vgl. Brgm. Gr. Gr. § 72, Meyer §§ 94— 97,
Hirt § 193 B. In der griechischen Volkssprache scheint diese Ana-
ptyxis in besonderem Schwange gewesen zu sein, wie aus dem Neu
griechischen (Hatzidakis S. 109f.), ferner aus den ins Latein entlehnten
Wörtern und deren Nachkommen zu ersehen ist. Beispiele: nqtxTzeiv
vlt. *barattare (Uber n = b § 3,2) = ital. barattare, prov. cat. alt
span. ptg. baratar, afr. bareter, ne. harter; axceX/uög = span, escalamo
neben escalmo; ocßqözovov vlt. •'aberütonum (über das ü § 13,5) — nhd.