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Die griechischen Wörter im Französischen
verhalten sich ungefähr wie maccus und macer). Mit der Annahme
dieser Herkunft verträgt sich das Nebeneinander der Formen gibbus
und *gubbus (diese aus dem Romanischen zu erschliessen; vgl. birrus
neben burrus = tivqqös), die Konsonantengemination (vgl. § 7, 1), die
Entsprechung gr. * = lat. g (vgl. § 3, 4), das Vorkommen von mittel
lateinischen Formen wie gyppus u. s. w. (vgl. die Besprechung von
xvcpog).
8. Für die Wiedergabe des gr. cp durch lat. b gibt es drei Er
klärungen 1 ): 1. Nordgriechische Mundarten hatten ß für cp, so das
Phrygisch - Thrakische, vgl. Kretschmer S. 229; es hiess also hier
Bqvyeg statt Wgvpsg u. s. w. Die Makedonen konnten noch in späterer
Zeit die Aspiraten cp, d-, x nicht aussprechen, sie sagten Bihnnog für
OlXmnog, BälaxQog für QäXaxgog u. dgl. (Hirt, § 36 Anm. 1). Solche
nordgriechischen Formen sind nach Diels, Elementum S. 86 altlat.
Bruges und balaena (muss heissen ballaena). Die Berührungen zwischen
Körnern und Nordgriechen sind bekanntlich alt; die lateinische Sprache
hat dafür ja ein Zeugnis im Namen ,Graeci‘ bewahrt 1 2 ), denn rgulxoi
nannten sich die Bewohner von Dodona und Umgegend (in Epirus),
vgl. Jordan, Krit. Beitr. zur Gesch. d. lat. Spr. (Berlin 1879), S. 70
und Ribbeck, Gesch. d. röm. Dichtung (Stuttgart 1887) I, S. 10. Die
Pyrrhuskriege und die späteren makedonischen Kriege mögen den An
lass gegeben haben, dass das eine oder das andere Wort von Nord
griechenland auf römischen Boden verpflanzt wurde. 2. Auch im messa-
pischen Dialekt entsprach ß regelrecht dem gr. cp, indogerm. bh, wie
messap. ßavgia ,IIaus‘ = ahd. bür ,Wohnung' zeigt {cp fehlt überhaupt
dem messapischen Alphabet), vgl. Bezzenberger, B.B. 1,165, wo wiederum
auf Mommsen, Unteritalische Dialekte S. 48 und 70 Bezug genommen
wird. Dass den Römern einzelne Wörter von hier zugekommen sind,
ist um so wahrscheinlicher, als auch die lateinischen Wörter, die ss
für £ aufweisen, aufs Messapische zurückgeführt werden (vgl. § 4, 2).
3. Lat. b für gr. cp kann dessen affrizierte Aussprache wiedergeben,
die zwischen der altgriechischen als Tenuis Aspirata (p h) und der
neugriechischen als Spirans (f) in der Mitte liegt; cp mit diesem Laut
wert wird bilabial oder annähernd bilabial-spirantisch geklungen haben
und konnte von den Römern wohl als b, vielleicht auch als v aufge
fasst werden; dabei ist zu beachten, dass lat. b, das etwa im 2. Jahrh.
n. Chr., wie aus der häufigen Verwechslung mit v hervorgeht (Bei
spiele bei Schuch.- Vok. I, 131 und III, 67) labiale Spirans gewesen
ist (Lindsay II § 52), vorher durch die Zwischenstufe eines leise aspi
rierten Labiallautes hindurchgegangen sein muss, also ungefähr mit
1) Auf die erste hat Prof. Wendland mich aufmerksam gemacht.
2) Vgl. die Bezeichnung der Deutschen als ,Allemands‘ seitens der Franzosen.