Theodor Claufsen
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handelt; so ist es z. B. gänzlich überflüssig, wenn S. 63 passiolus =
(puarfkog durch Anlehnung an passus, passio, S. 65 condrilla = %ov-
ÖQikXri durch condere, ebenda sampsucus (-um) == aäuxpvyog durch
sucus, S. 67 coelaca = Akk. xoyXaxa durch coclea, ebendort calx
,Kalk‘ = durch calx ,Ferse 1 , S. 97 mol(l)icina = iioXoxlvrj durch
die Ableitungssilbe -ein-, S. 110 rumpia = qofupaia durch rumpere
erklärt wird, und dies Verzeichnis Hesse sich noch beliebig erweitern.
3. Vereinzelt wird & in den Tironischen Noten durch s wiederge
geben, z. B. agaso für agatho, Apollopisius für Pythius; Schmitz, Bei
träge zur lateinischen Sprach- und Literaturkunde (Leipzig 1877) S. 109
erblickt hierin ein Zeichen vulgärer oder provinzialer Aussprache;
ff für # ist, wie schon unter 1 erwähnt wurde, eine Eigentümlichkeit
des Lakonischen. So wird auch lat. anesum (von Georges LWF. s. v.
anisum belegt) der griechischen Nebenform clvynov zu ävi\&ov ent
sprechen, und vielleicht lebt das Wort im afr. anois fort.
4. Seit der Mitte des 2. Jahrh. v. Chr. wurde es bei den Römern
Brauch, die Aspiration zu bezeichnen, indem der bisher vernachlässigte
Hauchlaut zu den Tenues hinzugefügt wurde; man schrieb also ph,
th, ch, d. h. p + h, t + h, c + h für cp, &, x (vgl. Sommer § 8, 2,
Stolz § 77, Stolz-Schmalz § 4, 2, Lindsav II § 60), und dass die ge
bildeten Kreise auch in der Aussprache den griechischen Aspiraten
Rechnung zu tragen suchten, lässt sich aus einer Äusserung Ciceros
(Orator 48, 160) entnehmen. Über die Erklärung dieser Erscheinung
besteht Meinungsverschiedenheit. In der Regel sieht man darin eine
graphische Neuerung bezw. eine grössere Korrektheit der Aussprache,
die aus dem genaueren Studium des Griechischen hervorgegangen sei
und den Zweck gehabt habe, die griechischen Laute getreuer wieder
zugeben. Doch vertritt Schulze, K. Z. XXXIII, 386 die Ansicht, dass
die Römer die Schreibweise ph, th, ch annahmen, weil ihre eigene
Sprache jetzt in Wörtern wie triumplius, Karthago, pulcher u. dgl.
genauere Entsprechungen für cp, &, x besass, als p, t, c gewesen
waren. Ihm schliesst sich Sommer § 159 an, indem er die sonst
allgemein verbreitete, auch von Brgm. Grdr. I § 763 vorgetragene
Anschauung bestreitet, dass in lateinischen Wörtern wie pulcher,
sepulchrum, Gracchus, lymplia u. s. w. ph, th, ch nach dem Muster
griechischer Wörter, mit denen sie etymologisch verknüpft wurden,
eingeführt worden sei. Der klassischen Philologie liegt es ob, diese
Streitfrage zur Entscheidung zu bringen; doch können wir uns hier
einige Bemerkungen nicht versagen. S. wendet gegen Brgm. ein, dass
nur bei ein paar Wörtern ein griechisches Etymon vorgeschwebt und
die Aspirierung veranlasst haben könne; die grosse Menge der übrigen
widerstrebe einer solchen Erklärung. Das mag man zugeben; indess
bleibt eine Möglichkeit ollen: Als in griechisch-lateinischen Lehnwörtern