Theodor Claufsen
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bei Personennamen griechischer Herkunft zu erwähnen: JuQaiog (cl.
lat. Darius und Dareus) hat unter Verkürzung des ei zu 1 (vgl. nXccieia
= plätea u- dgl.) den Akzent zurückgezogen, daher afr. Daire (ebenso
prov., vgl. auch ital. span. Dario); M.-L.s Behauptung (Gr. I § 607
S. 499), das Wort sei denen auf -arius gleichgestellt worden, scheint
nicht treffend ausgedrückt, da die romanische Lautgestalt abweicht. In
einigen Fällen ist der griechische Akzent bewahrt geblieben: ’/axM/Sog
= vlt. *Jacopus, *Jäcomus u. s. w. (vgl. S. 32) = afr. Jaques, Jaimes,
Jacmes (vgl. auch me. ne. James, ital. Giäcomo, Jacopo, Japico, prov.
Jacme, cat. Jayme, span. Jago); JlaxQoxloq — *Pätroclus = afr. Perle
(lautliche Entwicklung wie latro = afr. lerre), vgl. M.-L., a. a. 0., Paris,
Accent S. 41. Auffallend sind Namen wie afr. Hisque (Havxioc), Eye
(.Evtvxio?) u. dgl. (Paris, Accent S. 39), die eine Betonung auf viert-
lctzter Silbe voraussetzen. In der Erklärung dieser Erscheinung herrscht
grosse Meinungsverschiedenheit: M.-L. Gr. I § 607 S. 499 und Ktg.
Handb. S. 373 deuten sie aus dem Gebrauch im Anruf. Seelmann
S. 55 stellt die Wörter in Parallele zu altlateinischen Namensformen
wie Eppius, Licnia, Manlius neben jüngeren Epidius, Licinia, Manilius
(vgl. ebenda S. 31 und 34) und erklärt die ersteren, die eine ursprüng
liche Betonung auf viertletzter Silbe erschliessen lassen, aus dem Be
streben, in Eigenuam m, die irgendwelche Bedeutung nicht mehr em
pfinden lassen, den grössten Nachdruck auf die Stamm- oder Grund
silbe als den intellektuell wichtigsten Bestandteil des Wortes legen zu
wollen. Aber in Eppius u. s. w. sind doch gewiss Reste der urlatei-
nischen Anfangsbetonung zu erblicken, und man sieht nicht ein, warum
dies Prinzip in späterer Zeit wiederaufgelebt sein sollte; überdies ist
die Erscheinung, wenigstens soviel mir bekannt ist, nur auf französi
schem Boden zu beobachten. Es scheint deshalb verfehlt, den Grund in
einer Eigentümlichkeit des Lateinischen zu suchen. Höchstwahr
scheinlich hat d’Ovidio Recht, wenn er Z. VIII, 97 die Betonung der
oben erwähnten altfranzösischen Namen keltischem oder germanischem
Einfluss zuschreibt.
Nicht geringere Schwierigkeiten als die Einreihung griechischer
Wörter in das lateinische Flexionssystem und die Unterordnung unter
die lateinische Betonung sowie die ganze Latiuisierung der äusseren
Gestalt bereiteten den Römern die griechischen Laute, besass doch das
Griechische deren eine ganze Anzahl, für die das Lateinische keine ge
naue Entsprechung hatte. Hier wiederholt sich nun immer dasselbe
Schauspiel: Die Römer der älteren Zeit sprechen nach, was sie hören und
so gut sie es können, ohne peinliche Genauigkeit in der Wiedergabe
griechischer Klänge anzustreben. Später, als die gebildeten Römer
sich eingehender mit dem Studium des Griechischen befassen, bemühen
sie sich, die griechische Originalaussprache nachzuahmen, und dies