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Die griechischen Wörter im Französischen
Ausgleich mit dem lateinischen Betonungssystem nicht erfolgt, indem der
Akzent wie beim vorigen Worte auf die erste Silbe rückte, sondern in
dem der dem Tonvokal folgende Konsonant gedehnt wurde wie in
polippus = noXinovg und anderen S. 42 besprochenen Beispielen.
Anders erklären Gäbel-Weise S. 367, Lindsay II § 130, vgl. § 7, 2.
Die klassische Form des Wortes ist crätera = gr. Akk. xQazfjQa
(bezw. cräter = Nom. xgavriq). Gr. ^«(inrrjga (Akk. von Xa/xnTt]g),
das wie xgi]Tijga hätte behandelt werden können, ist von dem gleich
bedeutenden lucerna angezogen worden (Keller S. 98) und lautet la(n)-
terna (nt aus mpt wie in tentare aus temptare, Sommer § 142, 1, b).
Die Schicksale der griechischen Proparoxytona im Lateinischen
sind ausserordentlich mannigfaltig. Die Zahl solcher Wörter wurde
durch die Latinisierung beträchtlich herabgesetzt: Wenn agz^iay, -ovog,
dgdxcov, -ovxog u. dgl. artemo, önis, draco, önis u. s. w. flektiert
werden, so schwindet natürlich in den cass. obl. die Betonung
auf drittletzter Silbe, ebenso bei den Neutris auf -f.ia (Gen. -/lurog),
die ja der lateinischen 1. Deklination folgen; auch baucälis =
ßavxahg (vgl. S. 32), vlt. *fanfalüca = noiupökvya (vgl. S. 34) und der
gleichen Wörter haben beim Übertritt ins Latein die ursprüngliche Be
tonung aufgegeben; xoXayog und xdXafiog sind wenigstens teilweise
durch die eingetretene Synkope (vgl. S. 36) Paroxytona geworden.
Auf drittletzter Silbe betonte Wörter mit zwei- oder mehrfacher Kon
sonanz ') (abgesehen von Muta cum Liquida) auf der Grenze der letzten
und vorletzten Silbe kannte das Latein, wenigstens in historischer
Zeit, nicht; der Ton wird daher in solchen auf die Pänultima gelegt;
Beispiele: uläßaatgov lat. alabästrum = frz. albätre, äiftluazoy lat.
aplüstre (die Wandlung des a zu u bezeugt, dass eine urlateinische
Betonung *aplastum bestanden hat 1 2 ), ßccnnfffia lat. baptisma = frz.
bapteme, dlxzapvov lat. dictämnum = afr. ditan, efinkaffzgov lat.
emplastrum = ital. empiastro, frz. emplätre, span. ptg. emplasto,
(uxra^a lat. matäxa = ital. matassa, prov. madaisa, afr. meesse, span,
madeja, ptg. madeixa u. a. m. Dass dnodei&g im Romanischen (ital.
pölizza, prov. pödiza, span, pöliza) griechische Betonung aufweist, er
klärt sich daraus, dass es aus dem Mittelgriechischen oder Neugriechi
schen in diese Sprachen Ubergegangen ist, vgl. die Besprechung des
Wortes. Sehr bemerkenswert ist, dass das Vulgärlateinische in einigen
Wörtern, in denen die lateinische Schriftsprache infolge der Einwirkung
der urlateinischen Anfangsbetonung Abschwächung des Vokals der
nachtonigen Silbe zeigt wie canistrum = xäyac-Tgov, talentum =
1) Dazu zählen ja auch die griechischen Doppelkonsonanten f, y.
2) Schwerlich hat sich das u unter dem Einfluss von apluda u. dgl. Wörtern
eingestellt, wie Keller S. 106 anzunehmen scheint.