44
Die griechischen Wörter im Französischen
prov. fiola, afr. fiole, einmal auch fieule, körn, fiol, bret. fiolenj kymr.
ffiol), und deren o teils durch das S. 34 ff. besprochene Gesetz der
Latinisierung der Pänultima (*fiala > fiola, *fiula wie axvräXi7 *scütala
> *scutola, scutula), teils durch Anlehnung an das Suffix -iolus her
vorgerufen sein wird.
Eine grosse Gruppe unter den Paroxytonis bilden die Wörter auf
-la. In der Regel wurden sie den lateinischen Bildungen auf ja (wie
audäcia u. s. w.) gleichgestellt, vgl. Diez, Gr. S. 396, M.-L., Gr. I § 17
S. 35; Beispiele: äQTE/Mcrla lat. artemisia, vlt. *artemesia = frz. armoise,
ärrxcdoovla lat. ascalönia, = afr. escheloigne, ßXaa<prmla lat. blasphemia
= afr. blasfenge, h{x)xXri<rla lat. e(c)cldsia = ital. chiesa, prov. glieisa,
frz. eglise, ruuxoavia lat. hemicrania = afr. migraigne, span, migrana,
ähnlet lat. söpia = ital. seppia, frz. seche, (rvficptoria vlt. semp(h)önia
= ital. sampogna, span, zampona u. s. w. Sehr bemerkenswert ist,
dass die in späterer Zeit bei Gebildeten aufgekommene Mode, in grie
chischen Wörtern die ursprüngliche Betonung beizubehalten (vgl. oben),
also blasphemia, melodla, monarchla, sophia u. s. w. zu sprechen, dazu
Anlass gegeben hat, aus solchen Wörtern ein Suffix -ia zu abstrahieren,
das dann ausserordentlich produktiv geworden ist (vgl. Paris, Accent,
S. 93; M.-L. Gr. II § 452), namentlich auch im Romanischen. Diese
neugeschaffene Endung trat gewissermassen an die Stelle des alten
Wortausganges xia, der dem Untergange verfallen musste, als infolge
der vulgärlateinischen und romanischen Lautentwicklung das tonlose i
meist mit dem vorhergehenden Konsonanten verschmolz und mit diesem
einen neuen Laut oder eine neue Lautgruppe bildete: In ital. angoscia
rtr. anguosche, prov. angoissa, frz. angoisse, altspan, angoxa aus lat.
angustia ist ja das Suffix -ia vollständig verwischt.
Eine ähnliche Behandlung erfahren die griechischen Wörter auf
-ela. Neben dem Ersatz dieser Endung durch lat. -Ia (-Sa) findet sich
auch Verkürzung des ei zu 1 (vgl. § 17, 3), wodurch die Wörter den latei
nischen auf _ua angegliedert werden; Beispiele: ßoela lat. boja (i kon-
sonantiert) = ital. boja, prov. boia, frz. buie u. s. w.; xad[tela cl. lat.
cadmta neben cadmia, cadmea, (vlt. mit starker Umgestaltung *cala-
mina, vgl. § 2, 5), vlt. cadmia, *galmla, nhd. Galmei, vlt. cadmia
scheint nicht erhalten; vexQOfiavrelu lat. necromantia, nicromäntia
(CGL IV, 124, 50; 541, 26) = afr. ni(n)gremance, (l)ingremance, span,
negromäncia, span. ptg. necromäncia, nigromäncia; <paQfiaxela lat.
*farmäcia = span, farmäcia. Wenn Diez, Gr. ,S. 396 sagt: „Das
Appellativ politia (noXaeta) lautet richtig ital. polizia, span, policia, ptg.
aber policia, frz. police“, so versteht er unter „richtig“ die dem klassischen
Latein geläufige Art der Betonung solcher Wörter; unzweifelhaft ist aber
die Form mit zurückgezogenem Akzent, auf die das Französisch-Portu
giesische zurückgeht die dem Lateinischen mehr angemessene.