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Die griechischen Wörter im Französischen
lat. slrus oder vielmehr *sllus = gr. *(reiX6g für asigög ererbt,
vgl. auch § 5, 2), mgr. qagög = ital. falö, frz. falot, spaD. ptg. faröl
(doch entspricht span, faro wohl dem altgr. (pagog); xogwvlg ital. cornice,
frz. corniche. Bemerkenswert ist hierbei, dass im Romanischen häufig
ein anderes Suffix angetreten ist, da die Betonung auf der Endung zu
absonderlich schien.
Ausführlicher müssen wir uns mit den Paroxytonis beschäftigen.
In Wörtern wie nogcpvga lat. pürpura = ital. porpora, frz. pourpre,
afivyddb] lat. amygdala, amändula u. s. w. = venez. mandola frz. amande,
Akk. fiaylda lat. mägida = frz. maie, Akk. neXwg/da lat. pelörida =
frz. palourde, Akk. nv^löa vlt. *büxida = prov. boisseza, vlt. *bux(i)ta
*büscita = ital. busta, frz. boite, zgvzcivri lat. trütina = afr. trone,
y.ccfidga lat. Camera, cämara = ital. camera, span, camara, frz. chambre,
noXvnovg lat. pölypus = ital. polpo, slidital. purpu, fiavögayogag vlt.
mandrägora (vgl. S. 31) = ital. mandragola, span. ptg. mandrägora und
anderen dieser Art steht die Tonverlegung durchaus im Einklang mit
dem lateinischen Akzentuierungssystem, und welche Veränderungen sie
im Vokalismus der nachtonigen Silbe hervorruft, haben wir S. 34 ff.
gesehen. Nicht anders ist die Verschiebung des Haupttons in lat.
cünila (cünela) = xoviXrj zu beurteilen, die Stolz § 88 (vgl. oben
S. 41) durch die urlateinische Anfangsbetonung erklären wollte. Das
gr. I war nach Ausweis der ältesten griechisch-lateinischen Lehnwörter
und vor allem des Romanischen eine offene Länge (vgl. §12, 1); es ist
deshalb mit dem lat. I, e gleichgestellt worden, da das Altlatein und
Volkslatein, wie wir noch oft werden feststellen können, nicht auf die
Dauer der griechischen Vokale, sondern auf deren Klang zu achten
pflegte. Vgl. hierzu, was S. 41 Uber gr. ywgvzog gesagt worden ist.
Vlt. *alimösina {iXer^oavvi]) — ital. limosina, frz. aumöne möchte
M.-L., Gr. I § 17 S. 35 als Buchwort ansehen. Dazu liegt kein Grund
vor, vgl. die Besprechung des Wortes eXsrifxoavvri. In anderen Wörtern
ist der Ausgleich mit dem lateinischen Betonungssystem erfolgt, indem
die im Griechischen betonte Silbe den Akzent behielt, gleichzeitig aber
der folgende Konsonant gedehnt wurde, weil die Silbe sonst nicht
schwer genug gewesen wäre, den Ton zu tragen. So werden sich die
Wortformen polippus (CGL IV, 557, 58; V, 322, 1; 385, 42) = noXv-
novg und circinnus (CGL V, 354, 36) = xigxtvog erklären, ferner sizil.
maidda = /iayiöa, wo auch das g vor folgendem Tonvokal regelrecht
ausgefallen ist (Meyer, Z. VIII, 216); zweifelhaft ist, ob auch
ital. mädia von Meyer (ebenda) mit Recht hierhergestellt wird; dem
scheint das einfache d zu widersprechen; auch die von Flechia AG
IV, 372 angenommene Entwicklungsreihe mägida, *majida, *maida,
dann mädia befriedigt nicht, da -gid- zu gd, später dd wird, wie die
Entwicklung von frigidus, rigidus lehrt, also *madda zu erwarten wäre.