Full text: Die griechischen Wörter im Französischen

Theodor Claufsen 
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spricht, ist ital. calmo (daneben existiert calamo); frz. chaume ent 
scheidet nicht; im Span. Ptg. lautet das Wort calamo (in der letzteren 
Sprache wegen des intervokalischen 1 nicht volkstümlich); auch kymr. 
calaf, körn, cala fordern calamus (Loth S. 142), *calmus kann also nur 
bedingt als vulgärlateinisch gelten. Die Zwischenstufe bildet wahrschein 
lich *calumus oder eher *calimus, vgl. sesuma, sesima = ffrjffanov. 
Über eine andere Erklärung von *colpus und *calmus vgl. § 5,5. — In 
anderen Fällen hat die lateinische Volkssprache das a der Mittelsilbe bei 
behalten 1 ). Beispiele: App. Pr. 78 ,calatus non galatus‘ = xahxßog (gr. 
x = lat. g, vgl. §3,5); Qccrfavog vlt. *rapanus, *rafanus = ital. rafano, 
ravano, span, rabano, ptg. rabäo, in Glossen vlt. rafana, vgl. S. 28 (Ge 
schlechtswechsel); oQ(favog vlt. *orfanus = ital. orfano, span, huerfano, 
ptg. orfäo; gr. Akk. Xa^näöa vlt. Iampada = ital. lampada, lampana,span. 
lampada, lampara (griechische Akkusativform als Grundlage der Latini- 
sierung, Vertauschung von d mit n und r); xäwaßtg, xävvaßog vlt. 
*canapis, *cannamus = ital. cänape, prov. canebe, frz. chanvre, span, 
cafiamo, ptg. can(h)amo (gr. ß = lat. p vgl. § 2, 2; Suffixwechsel im 
Span. Ptg., vgl. S. 32); hier zeigt auch das französische Wort deutlich, 
dass nach Nordgallien *canapis gelangte, denn ein anderer Nachton 
vokal als a wäre synkopiert worden, bevor p in v übergehen konnte, 
dagegen weist rum. cänepä, cänipä auf vlt. *cannipa; atväiu vlt. *senape 
= ital. senape, prov. senebe, serbe, frz. sanve (Bewahrung der griechi 
schen Betonung, vgl. S. 48); für sanve gilt dasselbe wie für chanvre; 
xaauxvov vlt. (und schriftlat.) castanea = ital. castagna, afrz. chastaigne, 
span, castana, ptg. castanha; daneben vlt. *castinea, vgl. S. 36; 
xccfificiQog vlt. "Cambarus, "gambarus = sard. cambaru, venez. gambaro, 
span. gämbaro (gr. x = lat. g, vgl. § 3, 5; Einschub von b), daneben 
vlt. *gamberus, *gammerus = ital. gämbero, sizil. gämmeru; bemerkens 
wert ist, dass die App. Pr. 84 ,camera non cammara 4 (xafiäga) tadelt, 
während sie 23 umgekehrt ,cithara non citera 4 rügt, vgl. S. 35; vlt. camara 
lebt in sizil. span. ptg. camara fort, camera dagegen in ital. camera. Nach 
diesen Beispielen scheint es, dass die assimilierende Kraft eines haupt- 
tonigen a imstande gewesen sei, nachtoniges a zu erhalten, wenn auch 
daneben das Latinisierungsprinzip durchschimmert. Einer besonderen 
Erklärung bedürfen folgende nicht unter diese Regel fallenden Wörter 
mit erhaltenem a: 1. vlt. *senape; hier mag teils der Gleichklang mit 
*canape das a gestützt haben, teils aber auch der Umstand, dass das Volk 
die Gebildeten sinapi (mit haupttonigem a sprechen hörte, eine Form, 
die in einzelnen Sprachgebieten auch volkstümlich geworden ist (vgl. 
S. 50); 2. vlt. *sisarum; diese Form hat Gröber, ALL V, 471 aus ital. 
1) Wo es angeht, wird der Grund, weshalb solche Wörter unzweifelhaft als 
volkstümlich angesehen werden müssen, in Klammern beigefügt.
	        
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