Full text: Die griechischen Wörter im Französischen

102 Die griechischen Wörter im Französischen 
seinem o gekommen, indem lat. övum mit dem gleichbedeutenden gr. 
mov verschmolz. 
3. Seltsam ist lat. 0 als Reflex des gr. w. Zwar ist ü für « eine 
Eigentümlichkeit des thessalischeu Dialekts (vgl. Brgm. Grdr. I § 152, 
K. vgl. Gr. § 111, Gr. Gr. § 9, Hoffmann II, 368ff.); aus inneren 
Gründen ist es aber wenig wahrscheinlich, dass von dorther griechische 
Wörter ins Latein eingedrungen sein sollten, wenigstens kann dieser 
Vorgang nur sehr sporadisch stattgefunden haben. Näher liegt die 
Vermutung, dass m noch in anderen Mundarten wie ü gesprochen 
worden sei (wahrscheinlich in Grossgriechenland), wie dies auch bei 
anderen griechischen o- und u-Lauten der Fall zu sein scheint. Bei 
spiele: %QMXTr t <; lat. trücta (S. 30) = frz. truite, neuprov. trucho, span, 
trucha, ptg. truta, ae. truht, ne. trout, körn, trud, bret. dluz (Lotb, 
S. 161); dagegen ist prov. trocha (nicht auch ital. trota, wie Schuch. 
Vok. II, 114 angibt, vgl. M.-L. Gr. I, § 16 S. 29 und § 461 S. 387, 
wodurch d’Ovidios Bemerkung, Grob. Grdr. I, 519 veraltet ist) — lat. 
tröcta; Zoolog span, zumo, ptg. gumo; 'Imavvr^ span. Juan, altital. 
Juvana, roveret.-trient. Zuam (auch lat. Johannes, -is, vgl. Schuch. 
Vok. II, 141); ’/öxTjjy (oder 'Icoarinog? Vgl. § 1,5) ital. Giuseppe; 
yluvxfijfia bei Plautus als glaucuma, sonst glaucoma, vgl. Georges 
LWF.; xoQMvrj lat. corona, vlt. auch *curüna = ital. cruna (wohl mit 
Unterdrückung eines vermeintlich anaptyktischen Vokals, § 5,5); eine 
ganz abweichende Auffassung vertritt Ascoli, Sprachw. Br. S. 85. Auch 
das Gotische gibt gr. « durch u wieder in Juse = ’lMorj, Jakubos — 
Iäxwßog, vgl. Schuch. Vok. II, 146, Kauffmann, Deutsche Gramm. 
§ 14,4 (Braune hat keinen entsprechenden Vermerk in seiner got. 
Gramm.); Prof. Holthausen macht hierzu auf das ebenfalls bei 
Ulfilas (Luc. III, 26) vorkommende Jodas für 'Iovöag aufmerksam, 
woraus hervorgehe, dass got. ö damals schon wie ü gesprochen 
worden sei. 
§ 16. Besonderheiten anlautender Vokale. 
1. Anlautende Vokale werden im Mittelgriechischen und Neu 
griechischen mit Vorliebe apokopiert (vgl. Hatzidakis S. 321, Thumb, 
Handb. § 8, a), und diese Neigung hat vermutlich schon in der griechi 
schen Volkssprache des Altertums bestanden. Beispiele: (ä)nödei%is, 
*(a)noleidig (§ 2,5) = ital. pölizza, prov. pödiza, span, pöliza, frz. 
police; (<x)ß^6iovov = ae. (a)prütene; (ä)xa%r\, daher wohl vlt. *catta 
(Konsonantengemination nach § 7,1) = frz. chatte,Barke 1 , ital. sciatta 
(aus dem Frz.), chiatta (= *clatta, Primitivbildung zu *clattula für 
-cattula), span, chata (Lehnwort); {s)vav<ng, daher wahrscheinlich vlt. 
*nausa (-ig = -a S. 30) = prov. nausa, cat. nosa und vlt. *nausia =
	        
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