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Die Rolle der Pericardsynechie bei Entstehung des primären
Ascites ist nach Weinbergs Ansicht jedenfalls nur eine beschränkte.
Wir werden noch einmal das ganze Krankheitsbild, soweit es
uns bis jetzt möglich ist, zusammenfassend betrachten und in grossen
Zügen einen Rückblick auf dasjenige werfen, was wir aus den bis
jetzt bekannten Thatsachen mit Sicherheit schliessen können und
was allen hierher gehörigen Zuständen gemeinsam ist.
Wir haben es also mit Erkrankungen zu thun, die klinisch
unter dem Bilde einer schwereren primären Leberaffektion verlaufen,
und deren Hauptsymptom ein starker immer recidivirender Ascites
ist, bei fast völligem Fehlen von Beinödemen.
Längere sorgfältige Beobachtung oder die Obduction ergeben
jedoch, dass es sich primär um die Entzündung einer oder mehrerer
seröser Häute mit besonderer Beteiligung des Pericards handelt.
Daneben besteht eine Leberaffektion, die mehr secundärer Natur
ist, sei es nun, dass sich diese als reine Zuckergussleber oder als
Stauungsinduration mit Bindegewebswucherung darstellt. Häufig
scheint auch, wie in unsern Fällen, eine leichte, echte Cirrhose
dabei vorzuliegen; inwiefern diese von der Peripherie, d. h. von
der entzündeten Leberkapsel, ihren Ursprung nimmt, wofür die
stärkere Entwicklung in der Nähe der Kapsel sprechen würde,
muss Gegenstand genauerer Untersuchung sein.
Die Diagnose kann, wenn Pericarditis und Peritonitis latent
verlaufen, unmöglich sein, doch kann man hier, wenn man über
haupt das Krankheitsbild kennt, wenn die Erkrankung länger
dauert, als es einer primären schweren Leberaffektion zukommt
und auf gewisse therapeutische Bestrebungen in günstiger Weise
reagirt, doch zu einer gewissen Wahrscheinlichkeitsdiagnose ge
langen. Hieraus geht auch schon hervor, dass sich die Prognose
erheblich günstiger gestalten muss, als bei einer primären Leber
erkrankung. Wenn auch in unsern Fällen die primären Störungen
als solche irreparabel sind, so können doch die Kranken bei einer
geeigneten Therapie, und falls die Primärerkrankung nicht zu
schwer, sich noch Jahre lang ziemlich wohl und bis zu einem
gewissen Grade arbeitsfähig befinden, wie z. B. der von Siegert
angeführte Fall Rumpf-Weckerling sich 16 Jahre lang hinzog,
allerdings dabei 301 Punktionen nötig machte.
Was nun die Punction anbetrifft, so kämen wir hiermit zu
der Therapie unserer Fälle und es ist hier vor allem hervorzuheben,