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Immerhin hielten es Barbier und Bouveault auf Grund
ihrer Arbeiten für wahrscheinlich, dass das Citral aus zwei
strukturgleichen Aldehyden bestehe, deren Verschiedenheit man
durch Fumar- und Malei'n-Isomerie erklären könne.
Zwei Jahre später konnte Tiemann 1 ) beweisen, dass es
wirklich nur zwei Citralsemikarbazone gibt, die bei 164° und
171° schmelzen, und dass das dritte ein Gemisch dieser beiden
ist. Er glaubte gleich Barbier und Bouveault, dass die
beiden Semikarbazone zwei strukturgleichen, stereoisomeren
Citralen entsprächen.
Trotzdem die mit diesem Gebiete vertrauten Chemiker also
darüber einig waren, dass das Citral der einzige Aldehyd des
Lemongrasöls sei und dass dies Citral einen Körper von ein
heitlicher Struktur darstelle, behauptete Stiehl * 2 ), indem er auf
die frühere Ansicht von Barbier und Bouveault zurückkam,
das Lemongrasöl bestehe aus drei verschiedenen Aldehyden,
für die er eine Trennungsmethode in dem von Dodge be
obachteten Verhalten des Öls gegen Natriumbisulfitlösung ge
funden habe. Er gab weiter an, dass die aus diesen Aldehyden
mit Aceton erhaltenen Kondensationsprodukte resp. deren Um-
wandlungsprodukte von dem Tiemann’schen Ionon verschieden
seien.
Durch diese Stiehl’sche Arbeit war die durch Tiemann
vertretene Ionon-Industrie sehr bedroht. Aber Sem m ler 3 )
sowohl wie Tiemann 4 ) selbst konnten bald an der ffand alter
und neuer Untersuchungen über Lemongrasöl und Citral die
Haltlosigkeit der Sti eh Eschen Behauptungen beweisen.
Tiemann beschäftigte sich bei diesen neuen Arbeiten
hauptsächlich mit der Einwirkung von Natriumbisulfit auf Citral.
Er fand, dass die normale Citralbisulfitverbindung durch über
schüssige Sulfitlauge deshalb in Lösung gebracht wird, weil sie
durch diese in das leicht lösliche Natronsalz einer Citral-
») Ber. 31 (1898) 3330.
2 ) Journ. pr. Chemie 58 (1898) 51.
3 ) Ber. 31 (1898) 3001.
4 ) Ber. 31 (1898) 3278.