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worüber im nächsten Kapitel Näheres ausgeführt werden wird.
Es bedarf daher hier nur der kurzen Bemerkung, daß sich in der
Vorlage ein Geständnis von Sanchos Schuld nicht findet, da dieser
ja dort eine ganz andere Rolle spielt und nur aus ehrenhaften
Gründen sich zu Chimenens Ritter aufgeworfen hat. 1 ) Auch von
einer Verheiratung Sanchos ist im „Cid“ keine Rede.
Ehe ich dazu übergehe, den Inhalt der letzten drei Scenen
anzugeben, will ich schon hier die Bemerkung machen, daß Cibber
in denselben seiner Vorlage nicht mehr folgt und die Lösung
des Konfliktes in selbständiger Weise gibt. In der Vorlage findet
sich nur noch eine Scene (V, 7), deren Inhalt kurz folgender ist:
Rodrigo erscheint vor dem König und Chimene und bittet letztere
um Verzeihung; durch Heldentaten will er ihre Liebe wieder
gewinnen. Chimene hat zwar noch schwache Bedenken gegen
eine Verbindung mit ihm, doch fügt sie sich dem Gebot des
Königs. Dieser bestimmt, daß Rodrigo in ferne Länder ziehe,
um Heldentaten zu verbringen; nach einem Jahr soll dann die
Heirat der Liebenden stattfinden.
Gehen wir nun zu den drei letzten Scenen in Cibbers Stück
über!
Scene lt.
Eben hat Ximena ihren Entschluß ausgesprochen, ins Kloster
zu gehen, da treten Alvarez und Alonzo ein. In großer Hast
teilt ersterer Ximena mit, daß all ihr Kummer ein Ende habe,
da ihr Vater Gormaz noch lebe. Dann stürzt er davon, um
seinen Sohn zu suchen und auch diesem die Freudenbotschaft zu
verkünden.
Scene 12.
Alonzo berichtet nun ausführlicher, was sich indessen zu
getragen: Wie bekannt, hatte man den für tot gehaltenen Gormaz
nach dem Duell in das Haus eines Priesters getragen. Gormaz
war aber nur von dem starken Blutverlust ohnmächtig gewesen,
und als der Priester anfing, den vermeintlichen Leichnam vom
Blut zu reinigen, entdeckte er schwache Lebenszeichen in ihm.
Er holte sofort Hilfe, und es gelang, den Verwundeten zum
Bewußtsein zurückzubringen. — Nach diesem Bericht Alonzos
1 Man vergl. auch Kap. V.