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Alvarez so bevorzuge, zumal er selbst es an Andeutungen nicht
habe fehlen lassen, daß er nach dieser Auszeichnung trachtete.
Gern giebt er zu, daß jener ob seiner großen Verdienste und
seines edlen Charakters wohl für dieses Amt geeignet sei; aber
doch muß er die Zurücksetzung als eine persönliche Kränkung
empfinden. Er beruhigt sich schliesslich in dem Gedanken, daß
die Zeit ihm noch früh genug die Gründe für des Königs
Entscheidung lehren werde; für unmöglich aber hält er es, daß
Alvarez gegen ihn intriguiert haben könnte. — Sanchez hat
dieses lautgeführte Selbstgespräch vernommen. Schneller als er
gehofft, bietet sich ihm Gelegenheit, Alvarez zu verdächtigen, um
den Streit der kürzlich Versöhnten aufs neue zu entfachen. Mit
scheinbar harmlosen Fragen und leicht hingeworfenen Be
merkungen bestärkt er Gormaz in dem Gedanken, daß ihm
bitteres Unrecht geschehen sei, und daß nur das hinterlistige
Treiben des Alvarez daran Schuld sein könne. Sodann nimmt
Sanchez die Gelegenheit wahr, den Gormaz seiner Freundschaft
zu versichern und ihm Arm und Schwert anzubieten, falls er be
absichtige, die erlittene Kränkung zu rächen. Gar bald hat
Sanchez erreicht, was er wollte. Der Verdacht gegen die Un
aufrichtigkeit des Alvarez hat im Herzen des Gormaz feste Ge
stalt angenommen, und er bittet Sanchez, ihm alles mitzuteilen,
was er über jenen wisse. Nun hat der Verleumder gewonnenes
Spiel. Er entwickelt ein ganzes Lügengewebe und klagt Alvarez
als den größten Intriganten an, der lange schon nach dem ihm
zuerteilten Amte getrachtet habe. Wenn er bisher noch immer
zögerte, es vor dem Könige, mit dem er im geheimen Einver
ständnis sei, anzunehmen, so könne der Grund dafür nur darin
zu suchen sein, daß er des Gegners Macht gefürchtet habe.
Darum auch sei von ihm mit des Königs Hülfe die Komödie der
Versöhnung insceniert worden, um dann freies Spiel zu haben.
Willig lauscht Gormaz diesen Verdächtigungen, die auch ihre
Wirkung nicht verfehlen. Ueberzeugt, daß ihm durch Alvarez
schweres Unrecht geschehen sei, beschließt er Rache. Er be
dauert nur, Ximena so rasch versprochen zu haben, sonst wüßte
er Sanchez für seinen Freundschaftsdienst nicht besser zu be
lohnen, als durch ihre Hand. Sanchez rät Gormaz, erst seiner
gekränkten Ehre zu gedenken, dann finde sich die Zeit schon,
auch diese Angelegenheit zu regeln.