22
würdigt Alvarez sodann des Gegners Verdienste um das Vater
land, rühmt seine Tapferkeit und Mannestugend, die ihn (Alvarez)
längst veranlaßt hätten, im Herzen Frieden mit ihm zu schließen.
Erfreut über diese Gesinnung des Alvarez, doppelt erfreut, da er
ihn so lange falsch beurteilt habe, fordert der König nun Gormaz
auf, es jenem an Edelsinn gleich zu tun. Sichtbar gerührt durch
den hohen Sinn des Alvarez steht Gormaz auch keinen Augen
blick an, ihm die Hand zur Versöhnung zu reichen, zur stillen
Freude Ximenas und ihres Verlobten. Um nun den Tag zu einem
rechten Festtag zu gestalten, fordert der König die beiden Ver
söhnten auf, die Freundschaft ihrer Familien durch die feierliche
Verbindung ihrer Kinder zu besiegeln. Unter allgemeinem Jubel
geben beide Väter ihre Zustimmung. — Abermals muß Sanchez
Zeuge werden von dem Glück der Liebenden; aber trotzdem giebt
er die Hoffnung nicht auf, doch noch zum Ziel zu gelangen.
Was diesen eisten Akt betrifft, so ist derselbe die eigene Er
findung Cibbers, wie bereits erwähnt. Welche Gründe Cibber
bestimmten, diesen Akt dem Stücke vorauszuschicken, darüber
soll im nächsten Kapitel gehandelt werden.
Act II.
Scene 1.
Sanchez steht noch immer unter dem Eindrücke, den die für
seine Werbung ungünstigen Ereignisse der letzten Scene des
I. Aktes auf ihn ausgeübt haben, ln einem kurzen Monologe
spricht er seinen Entschluß aus, trotzdem nicht von seinem Plane
abzugehen. Wir erfahren ferner aus seinem Selbstgespräch, daß
der König den Alvarez zum Erzieher des Prinzen ernannt hat.
Aus diesem Zwischenfall hofft Sanchez Nutzen zu ziehen; denn
eine solche Bevorzugung des Alvarez muß die alte Feindschaft
des eifersüchtigen Gormaz aufs neue erwecken.
Scene 2.
Gormaz erscheint. Auch er hat von der Ernennung des Al
varez zum prinzlichen Erzieher gehört; in einem Selbstgespräche
drückt er seine Verwunderung darüber aus, daß der König gerade