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Scene 3.
Sanchez bleibt allein mitAlonzo zurück und macht seinem von
Eifersucht zerrissenen Herzen Luft. Er fleht den Freund um Rat
an in seiner hoffnungsvollen Lage. Doch Alonzo kann ihm nur
den einen Rat wiederholen, den er ihm so oft gegeben: als ein
Mann von Ehre zu handeln; denn er sei förmlich mit der tugend
haften Belzara verlobt, und eine Beschimpfung müßte es für diese
sein, wollte er sie jetzt verlassen, um Ximena den Hof zu machen,
die zudem infolge ihrer Verlobung seinen Wünschen unerreichbar
geworden sei. Alonzos Worte sind jedoch vergeblich; nichts liegt
Sanchez ferner, als Ximena aufzugeben. Nicht einen Augenblick
zweifelt er daran, daß der tiefe Haß des Gormaz gegen Alvarez
eine unüberwindliche Kluft für das Glück der Liebenden bilden
werde, so daß deren Verlobung ihm in seinen Plänen kein
sonderliches Hindernis dünkt. Er schmeichelt sich sogar mit
dem Gedanken, daß Gormaz eine Werbung von seiner Seite
freundlich auffassen und Ximena zu einer Verbindung mit ihm
zwingen werde, schon um seine Verachtung und seinen Haß
gegen Alvarez und dessen Familie zum Ausdruck zu bringen.
Umsonst weist Alonzo den Freund abermals auf seine Pflichten
als Edelmann hin. Als er endlich das Fruchtlose seiner Be
mühungen einsieht, läßt er ihn allein, nimmt sich aber vor, über
ihn zu wachen.
Scene 4.
Eben hat Alonzo den Freund verlassen, da erscheint Belzara
und begrüßt ihren Verlobten mit herzlichen Worten, trotzdem sie
von seiner Untreue Kenntnis hat. In feiner Weise macht sie ihn
darauf aufmerksam, daß ein verleumderisches Gerede, wonach er
sein Gelöbnis gebrochen habe, seine und ihre Ehre bedrohe. Sie
habe ihr Teil getan, um das Gerede zum Schweigen zu bringen,
indem sie demselben keinen Glauben schenkte; nun möge er auch
das Seine tun und beweisen, daß man ihn nur verleumdet habe.
Im Bewußtsein der Schuld bringt Sanchez nur nichtssagende, ja
verletzende Redensarten vor. Da läßt Belzara alle Rücksicht fahren
und beschuldigt Sanchez der Untreue. Nun wirft dieser die Maske
der Heuchelei ab: in brutaler Weise verletzt er Belzara mit
cynischem Hohn und Spott. Diese bittet schon längst nicht
mehr ; in stolzem Selbstbewußtsein erinnert sie den Treulosen