Full text: Colley Cibber's Tragicomedy "Ximena or the Heroick Daughter" und ihr Verhältnis zu Corneilles "Cid"

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passend erwiese. Ein so plötzlicher Ueberfall der Mauren, wenn 
sie zu Lande gekommen wären, schien ihm allzu unwahrschein 
lich, und ein so plötzlicher Ueberfall hinwiderum mußte geschehen 
damit die Handlung innerhalb der vorgeschriebenen 24 Stunden 
zur Vollziehung kam. 
Auch Cibber gibt als Schauplatz seiner „Ximena“ Sevilla 
an, ohne auf eine nähere Begründung einzugehen. Der Sorge um 
die innere wie äußere Einheit des Ortes*) entschlägt er sich 
gänzlich, er macht über Ortswechsel überhaupt keine Angaben a ) 
und überläßt es der Phantasie des Zuschauers, wo er sich die 
Scene hinverlegen will. Corneille wurde die Durchführung der 
Einheit bedeutend erleichtert dadurch, daß die Infantin eine Rolle 
spielt. Ihre Freundschaft mit Chimene erklärt es ganz natürlich 
daß ein großer Teil der Handlung — auch Scenen, in denen der 
König nicht auftritt — sich im königlichen Schlosse abspielt 
Cibber streicht die Rolle der Infantin und setzt an ihre Stelle 
Belzara, die in keinerlei Beziehung zum königlichen Hofe steht 
Da er aber in der Anordnung und Durchführung der Scenen 
trotzdem zuweilen von der Vorlage abweicht, bleiben wir oft 
genug über den Ort im Unklaren. 3 ) Belzara ist beispielsweise 
bei fast allen Scenen, die im königlichen Palaste spielen, zugegen 
ohne daß man sich klar wird, was sie dort eigentlich zu suchen 
hat. Das ist ein großer Fehler, durch den das Verständnis häufig 
•schwert wird. 
Ganz ähnlich verhält es sich auch mit der Beobachtung 
er „Einheit der Zeit.“ Schon ,m „Cid“ hatte die Wahi-unu 
ieser Regel zur Folge, daß die einzelnen Begebenheiten Ober 
m Grenze der Wahrscheinlichkeit hinaus zusammengedrängt 
>) Anmerkungsweise sei hier angedeutet, daß natürlich auch r n 
äußerlich dem Oese,ze von der Einheit des Ortes ge„0«'S?,?!' 
keit haben wir eine Vielheit des Ortes, denn bald spielt die Handln™ 
iause des Gormaz, bald im königlichen Palast und bald auf der Straß 8 
rdings kommt eine äußere Einheit dadurch zustande, daß diese Ort' 
inmittelbarer Nähe voneinander liegen, und so ließe sich auf der Büh 
neutraler, zu keinem der genannten Orte gehöriger Platz künstlich 
struieren, und das decorum ist gewahrt. cn 
2 ) Das gilt nicht nur von den von mir benutzten Ausgaben sondern 
h von allen übrigen Drucken. Man vergl. hierzu besonders S. 5ß" 
3 ) Man vergleiche Akt IV, 1-5 und V, 1-3 und die Erörterungen an 
entsprechenden Stelle in Kap. IN. “ an
	        
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