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Über die Quellen dieser Geschichte hat wieder Thienp. 56 gehandelt.
Nach Math. XXVII, 40 — 42 erscheinen auch Oaiphas und
Annas und verspotten den Herrn.
Die Worte der Spielanweisung, daß Pilatus auf das Kreuz
schreiben laßt: ,.Hic est Jhesus Na za remis, rex Judaeorum“ und
ebenso der Dialog zwischen Caiphas und Pilatus sind wörtlich aus
dem Johannesev. cap. XIX, 19—22 entnommen:
Co. PI. p. 324.
Caiphas: Sere Pvlat, we merveylyth of tliis,
That £e wryte hym to be kyng of Jewys,
Therefore we wolde that Je xuld wryte thus,
That he namyd hymself kyng of Jewus.
Pylat: That I have wretyn, wretyn it is!
Dicebant ergo Pilato
pontifices Judaeorum:
Noli scribere: Rex Ju
daeorum, sed quia ipse
dixit: Rex sum .Tudae-
orum.Respondit Pilatus:
Quod scripsi, scripsi.
= Luk. XXIII, 46.
Recht deutlich zeigen uns die letzten Worte des Herrn am
Kreuze, daß der Veifasser nach einer Evangelienharmonie gearbeitet
hat; diese sind nämlich teils Mathaeus, teils Lukas und teils Johannes
entlehnt: (Siehe C. pag. 92 und S. pag. 270)
pag.324: Heloy, Heloy! Lamazabathani! = Math.27,46.(Marc.XV,34.)
pag. 325: So grett a thrust dede nevyr man takc = .loh. XIX. 23.
pag. 325: In manus tuas. Domine!
Holy fadyr in liefly se,
I commende my spyryte to the.
Nunc consummatum est = Joh. XIX, 30.
Den Abschluß dieses umfangreichen S])ieles bildet eine Klage
Marias um den soeben verschiedenen Sohn, woraut Johannes sie
zu trösten sucht und schließlich in den Tempel t iilirt.
Wir finden diesen Teil wieder bei Thien p. 56 behandelt,
brauchen also nicht weiter darauf einzugehen.
Die naheliegende Vermutung, daß als Quelle das Nicodemus
evangelium benutzt sei, muß ich zurückweisen. V enn auch die
Namen Dysmas, Jestes und Veronika ursprünglich daraus stammen,
so ist diese Übereinstimmung noch kein Beweis dafür, daß auch das
ganze Spiel auf dem Bericht des Nicodemus heiuhe. Im Gegen-
~... . 1 l.M.l- „1.
:atz zu diesem folgt
der
biblischen Erzählung
gerade unser Stück
eit mehr und hat nicht die vielen apokryphen Zusätze des
licodemusev. Außerdem waren die Namen Veronika, Dysmas und
estes im Mittelalter in diesen Spielen sehr geläufig.