Full text: Die Quellen des sog. Ludus Coventriae

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dieses die Einleitung zu Nr. XXVII, wo zunächst die Beratung fort 
gesetzt wird. 
Wie die kurze Inhaltsangabe zeigt, hat der Verfasser sein Stück 
ganz selbständig geschaffen ohne Benutzung der Bibel. 
XXVI. The Entry into Jerusalem. 
Mit diesem Spiel treten wir in die Gruppe derjenigen Co. PI. 
ein, welche abgesehen von einigen legendarischen Zusätzen, zwar 
gleichfalls auf dem biblischen Text beruhen, doch zum Unterschied 
von den vorhergehenden nicht aus einem einzigen der vier Evangelien 
geschöpft, sondern ihren Stoff bald aus diesem bald aus jenem ent 
nommen haben. Daß diese Zusammenstellung der einzelnen bibli 
schen Erzählungen aus den verschiedenen Evangelien vom Verfasser 
gedächtnismäßig vorgenommen sei, kann man bei der Fülle und Ver 
schiedenheit des Stoffes nicht annehmen, zumal sich zum großen Teil 
wortgetreue Anlehnungen an die biblische Vorlage finden. Daß der 
Verfasser aber sich selbst der großen Mühe unterzogen hätte, seinen 
Stoff aus den vier Evangelisten zu sammeln und chronologisch an 
zuordnen, ist ebenfalls zurückzuweisen, wenn man bedenkt, in welcher 
Weise die mittelalterlichen Dichter im großen und ganzen gearbeitet 
haben. So bleibt also als einzige Möglichkeit übrig, daß der Dichter 
auf Grund einer sogenannten Evangelienharmonie seine Spiele 
verfaßt hat; und wie sich aus Folgendem ergibt, ist als seine Vorlage 
die Evangelienharmonie des Tatian zu betrachten. 
Für die folgende Untersuchung sind die beiden Ausgaben des 
Tatian: 1. Die von Sievers mit dem ahd. und lat. Text, herausg. 
in der Bibi, der deutschen Literaturdenkm. 5, II. Aufl., 1892 (=S.) 
und 2. die von Ciasca, mit lat. und arabischem Text, Rom 1888 
(=C.), zu Grunde gelegt. 
Für das nächste Stück „The Entry into Jerusalem“ kommt 
S. cap. 105 f und C. cap. 39 als Vorlage in Frage. Die biblischen 
Quellen sind trotzdem immer in meiner Vergleichung angegeben worden. 
Die Aufforderung Jesu an die zwei Jünger schließt sich eng 
an die Quelle an: 
Co. PI. p. 252: 
Go to Son castel that standyth 3ow ageyn, 
Sum of myn dyscyplis go forthe 3e to; 
biblischer Text: 
(Math. XI, 2) Dicens eis: Ite in 
eastellum quod contra vos est et
	        
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