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Nachdem die Chlorierung des Diphenylimidazolon so
weit Erfolge gezeitigt hatte, lag der Gedanke nahe, in das
Diphenylimidazolonmolekül andere Atome oder Atomgruppen
einzuführen und dann von diesen so erhaltenen Körpern
wieder analoge Substitutionsprodukte zu bilden. So wurde
versucht, durch Einführung von Brom ein Dibromdiphenyl-
imidazolon
C 6 H 4 Br-C—NH
: O
C 6 H 4 BrC-NH
zu erhalten. Zu diesem Zwecke wurde Diphenylimidazolon in
Eisessiglösung mit etwa dem Dreifachen der berechneten Menge
Brom unter Rückfluß erhitzt, bis fast alles Brom verschwunden
war. Beim Erkalten kristallisierte dann als Hauptprodukt
der Reaktion in prachtvoll ausgebildeten, gelben Nadeln ein
Körper aus, der bei näherer Untersuchung sich als stick
stofffrei herausstellte. Der Harnstoffrest mußte also durch
die Einwirkung des Broms bezw. des gebildeten Bromwasser
stoffs abgespalten sein, etwa ebenso wie beim Diphenyl - -
chlorimidazol durch die Einwirkung der Salpetersäure.
Die Analysen zeigten dann.daßgleichzeitigmitder Spaltung
Oxydation stattgefunden hatte, wodurch der Benzoinrest in
Benzil umgewandelt war, und daß das Brom zwei Phenyl
wasserstoffatome in Parastellung ersetzt hatte. Es lag das
bisher unbekannte Dibrombenzil vor.
C 6 H 4 Br•C : O
I ■
C 6 H 4 Br • C : O
Das Dibrombenzil zeigt viel Ähnlichkeit mit dem von
P. J. Montagne 1 ) durch Oxydation des Dichlorhydro-
benzoin dargestellten Dichlorbenzil
') P. J. Montagne, Rec. trav.-cüim. Pays-Bas. XXI. 0—29. (1902).
Chem. Centralblatt 1902, I. 1013.
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