Holsteinische Ortsnamen.
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Insel und Halbinsel.
-werder.
Für Landkomplexe, die teilweise oder ganz vom Wasser um
geben sind und die wir heute als Inseln oder Halbinseln be
zeichnen, finden wir in unseren Namen die älteren Wörter werder,
ort, nes. werder scheint eine spezifisch niederdeutsche Form zu
sein und sich nur aus Inseln in Flüssen oder Landseen zu be
ziehen. Es gehört zu ahd. werid, warid n., mhd. wert m.
Insel, ags. warod User, Gestade, das eine Ableitung zu ags. wser,
an. ver n. Meer ist. Unsere Namen gehen kaum in ein hohes
Alter hinauf, weil die betreffenden Orte zum Teil erst spät be
siedelungsfähig wurden wegen ihrer ungünstigen Bodenbeschaffenheit,
zum Teil auf altem Slavengrund liegen und nachweislich vorher
andere Namen trugen.
Warder Kd. b. Segeberg: insula (1199), werdhere 1307 (nezenna
Helm.).
insula 1262 b. Kiel, Übersetzung von werder.
kampenwerder 1376 8 im Schallsec, s. camp.
prouestewerder 1268 im Lankersee.
Elbinseln: alstrennerdere (1169); billenwerther 1224; kircwerdir
1217; fmkenwerder ([1236]); f gorieswerthe 1238, gorieswerthere (1260);
inwerder (pratum) 1334 b. Ochseinviirder; lowenwerdere (1309); ossenwerde
1263, oswertkere 1253, ochsen werde 1254, ossenwerdere 1255; hesleu-
uarther 1059 im Alten Lande; ch boytzenwerder (1383) 8.
-ort.
Das gemeingermanische Wort ort bedeutet in der alten Sprache
Spitze. In Ortsnamen bezeichnet es immer eine Landspitze,
erde (territorium) 1216 6. Segeberg.
Travenort Ksp. Gnissau: erde (1305).
st iunefrowenorde [1215] zwischen Eutin und Zarnekau, jetzt Flurn.
Jungsernort am Ostufer des großen Eutiner Sees.
-nes.
nes, nesse kann wegen der nordischen und angelsächsischen
Parallelen nicht gut anders aufgefaßt werden als eine Nebenform
zu hd. nase, nd. nese mit ortsbezeichnender Funktion in der Be
deutung Halbinsel, sei es am Meere oder an Flußbiegungen (vgl.
D. Wb. VII, 409). Indessen scheint diese Form dem holsteinischen