Full text: Holsteinische Ortsnamen

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Paul Dohm. 
III. Isoliert stehende Orts- und Flurnamen. 
Die nun folgenden Namen unterscheiden sich von denen der 
beiden ersten Abteilungen zur Hauptsache dadurch, das; sie nicht in 
Gruppen auftreten. Jeder Name ist ein für sich allein stehendes 
Individuum ohne naheliegende Analoga. Im günstigsten Falle 
wiederholt er sich in absolut gleicher Form an verschiedenen Stellen. 
Diese Umstände würden der Erklärung unüberwindliche Schwierig 
keiten bereiten, wenn es sich nicht recht oft um vollkommen durch 
sichtige Wörter handelte, so daß man geradezu von redenden 
Namen sprechen darf und fast jegliche Ausdeutung überflüssig ist. 
Auf dem Gebiete dieser einzeln stehenden Namen ist so recht 
eigentlich die Volksetymologie zu Hause. Da indessen mein Ma 
terial zu gering ist, kann ich aus dieses interessante Kapitel nicht 
eingehen. Doch glaube ich, daß man hier mit der größten Vor 
sicht zu Werke gehen muß und nicht gleich hinter jedem auffälligen 
Namen eine volksetymologische Entstellung suchen darf. So scheint 
mir besonders in Wirtshausnamen mehr Volkswitz als Volks 
etymologie zu erkennen zu sein. Nur umfangreiche Sammlungen 
von räumlicher und zeitlicher Einheitlichkeit können hier Auf 
klärung schaffen. 
a) Erklärte Namen. 
Vaale Ksp. Schenefeld: vale 1247. — In diesem Namen steckt nach der 
ansprechenden Vermutung von Walther (b. Andrer, Braunschweiger Volkskunde 
93) dasselbe kni wie in Ostfalen, Westfalen (vgl. Jostes, Westfälisches 
Trachtenbnch 1 f.), das dem gemeinslavischen pole Feld, Ebene, Fläche ent 
spricht. Die topographischen Umstände sprechen für diese Annahme. 
Veddel, eine Elbinsel im Hamb. Gebiet: vedele 1308 — ist wahr 
scheinlich nach dem geigenförmigen Laufe der Deiche benannt (vgl. Walther bei 
Andrer 94). 
Lehe Ksp. Lunden: lae 1217 C. — Das Dorf liegt „in Lee" einer 
Dünenkette gegen Wasser und Westwinde geschützt (vgl. R. Hansen, Ztschr. 
33, 175). 
Marne in Süderdithmarschen: myrne 1140, merna 1281, merne 
1286. — de marn bezeichnet einen sandigen höheren Landstrich in den Marschen 
oder Watten. Das Wort ist offenbar eine Ableitung von wer und bedeutet 
also etwa im Meere gelegenes Land. (S. o. ouwe.) 
Nuten, Koppeln b. Wiktors Ksp. Neumünster: ruta [1200], super rutam 
1247. — Dieser Name soll nach Jellinghaus, Ztschr. 29, 294, dasselbe sein,
	        
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