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Von diesen vier symmetrischen Thioharnstoffen hatte Schell-
horn, der zuerst die Einwirkung von Jod auf die Thiokarbami-
nate studierte, den a a-Thiokörper neben einem wasserhaltigen
von Sp. 155 0 und der Zusammensetzung C12H34S+H2O dann
den ab mit Vs Mol. H 2 0 und dem Sp. 190—192° ferner wahr
scheinlich den ß b ebenfalls mit V2 Mol. H2O vom Sp. 170 0
erhalten. Den reinen wasserfreien Thiokörper erhielt er also
nur vom a a-Thiokarbaminat.
Ich hatte nun auf Veranlassung von Herrn Professor
C. Harries diese Versuche, die Einwirkung von alkoholischem
Jod auf die isomeren Thiokarbaminate, wieder aufgenommen,
vornehmlich zu dem Zwecke, die Schellhornschen Angaben
nachzupriifen, weil sie unsicher erschienen, und weiter die Frage
aufzuklären, ob bei der Reaktion nicht auch ein dem a Esothio-
harnstoff entsprechender ß Esothioharnstoff entsteht.
Bei dieser Nachprüfung gelang es mir nun, allerdings teil
weise unter anderen Versuchsbedingungen, die vorher erwähnten
symmetrischen Thioharnstoffe wasserfrei zu erhalten, und zwar
aus jedem der vier isomeren Thiocarbaminate je einen durch
seinen Sp. sowohl, wie durch seine Derivate gut charakteri
sierten Thioharnstoff. Die sämtlichen vier symmetr. Thioharn
stoffe zeigen in wässriger Lösung stark alkalische Reaktion.
Die Versuche, den Esothioharnstoff des ß Thiocarbaminats
darzustellen, misslangen, was seinen Grund wohl in dem kolli
dierenden Einfluss der Methylgruppen hat.
Derivate von den symmetrischen Thioharnstoffen darzu
stellen, gelang nur bei dem symmetrischen a a- sowie a b-Thio-
körper. Die Verschiedenheit der aus den ß a- sowie ß b-Thio-
carbaminaten entstehenden symmetrischen Thioharnstoffe konnte
sowohl durch die deutlich wahrnehmbare Schmelzpunktsdepres
sion, die 23 0 beträgt, wie auch durch die verschiedene Kristall
form der essigsauren Harnstoffe mit Bestimmtheit konstatiert
werden.
Weitere Derivate aus den vier symmetrischen Thioharn
stoffen darzustellen waren erfolglos. Es wurden mit allen vier
Körpern Versuche angestellt, mittels Jodmethyl jeweils die
quaternären Ammoniumbasen zu erhalten, aber ohne Erfolg,