46 II. Das Mittelalter. A. Entstehung des Deutschen Reiches.
Musik, Malerei, Bildhauer- und Baukunst fanden in den Klöstern
eifrige Pflege. Manche hochgewölbte Kirche, mancher stattliche Turm,
manches Gemälde und manche Statuen, welche die alten Kirchen
schmücken, sind aus den kunstfertigen Händen der Mönche hervor
gegangen.
II.
Das Mittelalter.
A. Entstehung des Deutschen Weiches.
1. Karl Martell und Pipin der Kurze.
Das wichtige Amt des Majordomus bestand in jedem der
drei Hauptteile des Frankenreiches, in Austrcksien, Neustrien
und Burgund. Ein Majordomus in Austrasien, Pipin von
Heristal, der an der Maas reiche Güter besaß, erlangte um das
Jahr 687 diese Würde für alle fränkischen Reichsteile und machte
sie sogar in seiner Familie erblich. Sein Ansehen war bereits so
bedeutend, daß er sich „Herzog und Fürst der Franken" nennen durfte;
jedoch begnügte er sich damit, die Macht des Königs zu besitzen, und
schonte dessen Würde; denn die Ehrfurcht der fränkischen Großen
gegen ihr altes Königsgeschlecht hätte den Versuch, den König vom
Thron zu stoßen, noch vereitelt. Pipins Würde ging bei seinem
Tode aus seinen Sohn Karl über, der sich in der gleichen Macht
stellung behauptete, mit Kraft und Geschick im Innern des Reiches
waltete und die Grenze desselben gegen die beständig einfallenden
Sachsen und Friesen im Norden und gegen die Araber im
Süden schützte.
Die Araber hatten nach Annahme der Lehre Muhameds*) all-
*) M u h a m e d war geboren zu M e k k a in Arabien und gehörte dem mäch
tigen Stamm der heidnischen Kor eis chiten an, dem die Aufsicht über das Na
tionalheiligtum, die K a a b a, in Mekka anvertraut war, welche nach der Überlieferung
von Jsmael, dem Stammvater der Araber, erbaut war, und worin sich der
schwarze Stein, durch den Engel Gabriel vom Himmel gebracht, befand,
den die Muhamedaner noch jetzt abgöttisch verehren, und der das Ziel der
Wallfahrt vieler Tausenden von Pilgern bildet. Muhamed hatte frühzeitig
weite Reisen gemacht und dabei die Religionen der Juden und Christen kennen
gelernt. Nachdem er eine reiche Witwe geheiratet hatte, zog er sich mehr und
mehr in die Einsamkeit zurück. In einer Höhle bei Mekka dachte er darüber
nach, wie er sein Volk aus dem Heidentum erlösen könne. Endlich trat er mit
der Erklärung hervor, der Engel Gabriel sei ihm erschienen und habe ihm von