7. Ausbreitung des Christentums bei den Germanen.
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Namen Markt und Messe gleichbedeutend, und der jährlich ab
gehaltene Markt einer Stadt richtete sich stets nach einem kirchlichen
Festtage (Michaelis-, Johannis-, Fastnachtsmarkt u. s. w.). Weil
der Markt ursprünglich auf dem „gefriedeten" Raume um die Kirche
herum abgehalten wurde, so ist der Marktplatz bis auf unsere Zeit in
den meisten Fällen in umittelbarer Nähe derselben geblieben. So
mit ist cs erklärlich, daß die Entwickelung des Städtewesens und
damit gleichzeitig die Ausbreitung von Gewerbe und Handel, wie
mit der allmählichen Ausdehnung der Königspfalzen, so auch mit
der Gründung von Kirchen und Klöstern ihren Anfang nahm.
Das Verdienst der Klöster ist noch nach anderer Seite hervor
zuheben. In seiner einsamen Klosterzelle saß der Mönch, emsig
mit dem Abschreiben von Büchern beschäftigt, worin mancher es bis
zu großer Kunstfertigkeit brachte. Die Anfangsbuchstaben vieler
Schriften sind mit Rot, Blau, Grün und Gold sauber ausgeführt
und mit Randverzierungen geschmückt. Viele zeichneten selbst in
Büchern auf, was zu ihrer Zeit geschah. Dieser Thätigkeit der
Mönche verdanken wir unsere ganze Kunde des Altertums. Auch für
Erziehung und Unterricht haben sie viel gethan. In den meisten
Klöstern bestand ähnlich wie bei jeder Domkirche eine Schule, in
welcher anfänglich solche Knaben unterrichtet wurden, welche zum
geistlichen Dienst bestimmt waren. Später erweiterte man diese
Schulen, sodaß auch solche darin aufgenommen werden konnten,
welche sich nicht dem geistlichen Stande widmen wollten, also die
Söhne der Edlen und Freien aus der Umgegend des Klosters.
Unterrichtet wurde in diesen Schulen im Lesen, Schreiben, Rechnen,
in Musik, Astronomie und vor allen Dingen im Latein, worin damals
stoch alle Schätze des Wissens niedergelegt waren. Aber nicht nur
ist Gelehrsamkeit und frommer Sitte waren die Mönche dem Volke
ein Vorbild; auch manche Kunst und manches Gewerbe wurde in
best Klöstern gepflegt und fand von hier aus weitere Verbreitung.
Die Mönche waren besonders geschickte Ackerbauer und Gärtner,
die manchen Wald ausgerodet und urbar gemacht, manches Stück
unfruchtbares Land in fruchtbare Felder und Gärten umgewandelt
haben. An den sonnigen Abhängen der Berge in der Nähe ihres
Klosters pflanzten sie Weinberge; in ihre Gärten führten sie aus
fernen südlichen Gegenden mancherlei Bäume ein, die edleres Obst
trugen als die sauern Holzbirnen und Holzäpfel, welche man bis
dahin in Deutschland nur gekannt hatte. Auch feinere Gemüse,
wie verschiedene Kohl- und Salatarten lernten die Deutschen in den
Klostergärten kennen, und die Rosen und Lilien, mit denen wir jetzt
unsere Gärten schmücken, sind nicht von Anfang an in Deutschland
gewachsen, sondern erst durch Mönche bekannt geworden, die sie aus
südlichen Gegenden mitgebracht und in Klostergärten gepflanzt haben.