Full text: Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der kulturgeschichtlichen Momente für die Oberstufe mehrklassiger Volks- und Mittelschulen

7. Ausbreitung des Christentums bei den Germanen. 
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Stiftung des frommen Mannes aber ist das Kloster Fulda, aus 
dem später die gleichnamige Stadt hervorgegangen ist (744). 
Im Jahre 745 wurde Bonifazius zum Erzbischof von Mainz 
ernannt, und als solcher weihte er (752) nach dem Willen des 
römischen Papstes den bisherigen Majordomus Pip in zum Könige 
der Franken. 
_ Zwei Jahre später unternahm der bejahrte Kirchenfürst seine letzte 
Missionsreise. Von Priestern begleitet, durchzog der ehrwürdige 
Greis Friesland, predigte und taufte. Bereits war er bis in 
die Gegend des heutigen Dokkum, an der Nordküste des Zuidersees, 
vorgedrungen und hatte dort sein Wanderzelt aufgeschlagen. Am 
anderen Morgen aber kamen die erzürnten Anhänger des Heiden 
tums mit geschwungenen Waffen und erhobenem Schilde herbei. 
Die zweiundfünfzig Gefährten des Bonifazius wollten sich ver 
teidigen , aber er sprach zum Frieden. Da stürzten die Feinde da 
her und erschlugen ihn mit seinem Gefolge. So starb der fromme 
Mann im Jahre 755. Seine Gebeine begrub man im Kloster 
Fulda, das er sich selbst zur letzten Ruhestätte auserkoren hatte. — 
Außer der Milderung der Sitten hat die Einführung des Christen 
tums bei den Germanen namentlich die Entwickelung des 
Städtewesens und die Verbreitung von Wissenschaft und 
Kultur zur Folge gehabt. 
Die Entstehung der Städte wurde besonders durch die Gründung 
von Kirchen und Klöstern befördert. Die größeren Klöster boten 
in ihrer Anlage meistens selbst das Bild einer kleinen Stadt dar. 
Den Mittelpunkt derselben bildete stets die kreuzförmige Kirche. 
Daran schlossen sich die zahlreichen Nebengebäude, wie die Schreib 
stube mit der Bibliothek, die Sakristei mit dem Aufbewahrungsort 
für die priesterlichen Gewänder, die Wohnungen des Vorstehers der 
Klosterschule und des Pförtners. Um die Kirche herum verteilten 
stch die übrigen Räume: das Gebäude mit den Zellen der Mönche, 
dem Schlaf- und Speisesaal, das Wasch- undBadehaus, Küche, 
Bäckerei, Brauhaus, Küferei, Tenne und Stallung für Reitpferde. 
Für sich allein lagen der Palast des Klostervorstehers, die Schule, 
das Gasthaus, der Garten, das Krankenhaus und die Arbeitsräume 
für die hörigen Handwerker. Das Ganze war mit Pfahlwerk und 
Graben, auch wohl mit Mauern und Türmen burgartig umschanzt. 
In der Nähe lag das Dorf mit den hörigen Landleuten und unweit 
die Burg eines reisigen Dienstmannes, dem mit seinen Knechten der 
nächste Schutz des Klosters oblag. An der Spitze des Klosters 
stand der Abt und ihm zur Seite der Prior. Außerdem verwal 
teten einzelne Mönche besondere Ämter, wie der Sakristan, der 
Pförtner, der Kellermeister. Wer als Mönch in ein Kloster 
treten wollte, mußte 14 Jahr alt sein und zunächst ein Probejahr
	        
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