Vorwort.
Das vorliegende Buch, zunächst als Leitfaden für den vater
ländischen Geschichtsunterricht auf der Oberstufe gut organisierter
Volks- und Mittelschulen, sodann aber auch zum Gebrauch in Prä-
paranden-, Fortbildungsschulen und ähnlichen Anstalten bestimmt,
ist nach dem Grundsatz bearbeitet, daß dieser Unterricht, der sich nicht
mit bloßen Biographien begnügen kann, sondern die Geschichte des
deutschen Volkes im Zusammenhang vorzuführen hat, nur dann
seinen Zweck erfüllen wird, wenn derselbe mehr als bisher sich mit
den Gesamtzuständen des Volkes von den Anfängen seines ge
schichtlichen Seins an bis auf unsere Zeit beschäftigt, also nicht bloß
einseitig die politische Geschichte, sondern auch diejenige des inneren
Volkslebens, die Kulturgeschichte, in ausreichendem Maße be
rücksichtigt. Nur durch die lebendige Verknüpfung der kultur
geschichtlichen Momente mit der Darstellung der äußeren, auf dir
Ausgestaltung des Staates und seiner Grenzen hinzielenden Thätig
keit des Volkes, also durch die einheitliche Vorführung der ge
samten, auf den mühevollen Aufbau der materiellen und geistigen
VZohlfahrt gerichteten Lebensänßerungen des Volksgeistes früherer
Jahrhunderte wird zunächst die eine Aufgabe des Geschichtsunterrichts
erreicht: der Schüler wird mit wahrhafter Vaterlandsliebe erfüllt
und zugleich zum Kampf gegen gewisse destruktive Tendenzen unserer
Zeit ausgerüstet werden, indem er durch den Rückblick auf die
Usehrtausendjährigen Errungenschaften seines Volkes zu dem leben
digen Bewußtsein geführt wird, daß die Gegenwart durch alle ihre
Einrichtungen, durch Recht, Sitten und Gewohnheiten in kontinuier
lichem Zusammenhang mit der Vergangenheit steht, und so in ihm
das Veiständnis für die Erscheinungsformen der Gegenwart als
etwas geschichtlich Gewordenes, das nicht gewaltsam mit einem Schlage
hinweggeschafft werden kann, begründet, sowie die Wertschätzung der
selben im Lichte der Vergangenheit gefördert wird. Sodann aber
u>ird ein solchergestalt erteilter Geschichtsunterricht auch der
Charakterbildung in besonderer Weise dienen, weil der Schüler, wie