3. Die Hunnen.
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Zogen und es durch drei Siege zur Entrichtung eines jährlichen
Tributs von 2100 Pfund Gold gezwungen hatte, wandte er sich
nach dem Westen. An der Spitze von mehr als einer halben Mil
lion Krieger zog er die Donau aufwärts und überschritt bei der
Mündung des Neckar den Rhein; wohin sein Roß trat, da ward
das Land eine Wüste. Zunächst versuchte Günther, der König der
Burgunder, die um Worms herum ein neues Reich gegründet
hatten, den wilden Horden Einhalt zu thun; es war vergebens;,
der König selbst und seine Getreuen fielen in der Schlacht; das
Polk wurde zur Heeresfolge gezwungen. Jetzt ging der Zug weiter
in Gallien hinein. Hier hatte Avlius, der weströmische Statt
halter, die germanischen Stämme zu gemeinsamem Widerstande mit
seinen Legionen vereinigt: die Alamannen, Franken, Sachsen,
Alanen und namentlich die Westgoten, welche unter ihrem
tapferen Könige Theoderich den Kern des Heeres bildeten.
Ihnen gegenüber standen die Hunnen mit den unterworfenen oder
verbündeten germanischen Stämmen der Ostgoten, Thüringer,
Burgunder, Gepiden, Heruler, sowie Teilen der Ala
mannen und Franken. So standen hier Germanen gegen Ger
manen, ja Teile einzelner Völker gegeneinander, die christlich
römische Welt gegen die heidnisch hunnische. An der Marne auf
den Catalaunischen Feldern (bei Chalons) kam es im Jahre 451
zu einer jener gewaltigen Völkerschlachten, wie sie die Geschichte nur
wenige aufzuweisen hat, und in der entschieden werden sollte, ob
Europa fortan ein Sitz christlicher Gesittung oder ein Tummelplatz
heidnischer Barbaren sein sollte. Obgleich die Hunnen anfänglich
siegreich vordrangen, entschied sich dennoch die Schlacht gegen Attila,
hauptsächlich durch die heldenmütige Tapferkeit der Westgoten herbei
geführt, deren König Theoderich im Kampfe gefallen war, und die
dann unter dessen Sohn Torismund, den sie noch während dev
Schlacht auf den Schild erhoben hatten, zur Blutrache und zum
Siege geführt wurden. Gegen Abend zog Attila sich in seine
Wagenburg zurück. Die ganze Nacht tönte die Totenklage der
Hunnen und ihrer Verbündeten furchtbar zu den Siegern herüber,
Während die Westgoten ihren gefallenen Hcldenkönig unter einem
Haufen von Leichen hervorsuchten und unter heißen Thränen und
stolzen Siegesliedern bestatteten. Die Sieger, selbst aufs äußerste
geschwächt, wagten nicht, am folgenden Tage den Kampf zu erneuern;
sie ließen Attila ungehindert den Rückzug über den Rhein antreten.
Im folgenden Jahre wandte sich Attila gegen Westrom, um
Rache zu nehmen für die Niederlage in Gallien. Er durchzog in
gewohnter Weise plündernd und raubend die Poebene, zerstörte die
Küstenstadt Aquileja, deren Bewohner sich auf die Sandinseln
des Adriatischen Meeres flüchteten, wo sie den Grund zu dem spä-