4. Der deutsch-französische Krieg.
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Franzosen aus Orleans vertrieben und unter Bourbaki und
Chanzp nach Süden gedrängt. Somit war der Versuch, von
dieser Seite Paris zu entsetzen, vereitelt. Im Norden verhinderte
ebenso der General Mantenffel einen Angriff ans das
Belagerungsheer, indem er die Städte Amiens, Rouen und
Dieppc besetzte und den General Faidherbe in mehreren
Treffen schlug.
Von Tours und später von Bordeaux aus ließ Gambetta
immer neue Machtsprüche ausgehen zum „Kampf bis aufs Messer".
Außer den Linientruppen und der Landwehr wurden auch Franc-
tireurs (Freischaren) ins Feld gerufen, welche hinter Gebüsch
und Gräben oder ans Waldesdickicht und sicherem Versteck hervor
das tödliche Geschoß auf die Vorüberziehenden richteten. Selbst der
alte Garibaldi (s. S. 298) verließ seine Insel und sammelte
verlaufene Leute aller Länder zu einer großen Kriegsbande in den
Bogesen. Aber der General Werder hatte dieselben in einer
Reihe von Gefechten bald auseinander gesprengt und belagerte die
Festung Belfort. Da faßte Gambetta den kühnen Plan, den
General Bourbaki mit einer Armee nordwärts zu schicken, um
Belfort zu entsetzen, die dünnen Reihen der Deutschen zu durch
brechen und durch den Elsaß in Süddeutschland einzufallen.
Allein Werder löste die gewaltige Aufgabe, in dreitägiger Schlacht
vom 15. bis 17. Januar 1871 bei Belfort den dreifach überlegenen
Feind zurück zu schlagen, der nun, 80 000 Mann stark, von Man-
teuffel mit der neugebildeten Südarmee verfolgt, durch die
schneebedeckten Thäler des Jura in die Schweiz hineingedrängt
und hier entwaffnet wurde. „Das ist also die vierte französische
Armee, die zum Weiterkampf unfähig gemacht ist," meldete die
Siegesdepesche des Königs nach Berlin. Gleichzeitig, am 16. Fe
bruar, wurde auch Bel fort zur Übergabe gezwungen, und Fried
rich Karl schlug den General Chanzy bei le Mans, während
der General Göben, der an Stelle Manteuffels den Befehl
über die Armee nördlich von Paris übernommen hatte, bei St.
Quentin den General Faidherbe vollends besiegte.
Die Streitmacht Frankreichs war vernichtet, und der Krieg
ueigte sich seinem Ende zu. Nur Paris widerstand noch. Die Be
lagerer mußten sich anfangs darauf beschränken, die Millionenstadt
eng einzuschließen, um sie durch Hunger zur Übergabe zu zwingen.
Die Beschießung, die in Deutschland mit Üngeduld erwartet wurde,
war nicht so einfach. In weitem Bogen umgaben die Stadt zahl
reiche Forts, und es bedurfte gewaltiger Anstrengungen, bis das
Belagerungsgeschütz von Metz vor Paris eingetroffen war. Nach
dem die Besatzung, unterstützt von dem heftigen Geschützfeuer aus
den Forts, eine Anzahl von Ausfällen gemacht hatte, die aber