4. Der deutsch-französische Krieg.
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Heer Mac Mahons in der Richtung gegen die Festung Sedan an
der belgischen Grenze zurückgeworfen.
Bereits am 1. September begann hier der Kampf aufs neue.
Die Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberger waren so ver
seilt, daß die Armee Mac Mahons fast von allen Seiten einge
schlossen war. Immer enger zog sich der erstickende Gürtel um die
Franzosen; diese bemühten sick erfolglos, an mehreren Stellen durch
zubrechen; es war für sie ein Verzweiflungskampf. Auch Napoleon
befand sich in Sedan. In wilder Unordnung drängten sich die
Franzosenmassen durcheinander, und zwischen sie schleuderte die
deutsche Artillerie Tod und Verderben. Mac Mahon wurde
schon morgens um 6 Uhr durch einen Granatsplitter verwundet, und
an seiner Stelle übernahm der General Wimpffen den Oberbefehl.
Ganz außerordentlich heftig war der Kampf, welchen die Bayern
um Bazeilles zu führen hatten.
Endlich am 2. September schloß General Wimpffen eine Kapi
tulation ab, kraft welcher das ganze französische Heer von 85 000
Mann, darunter ein Marschall, vierzig Generäle, gegen fünftausend
Offiziere, die Waffen streckten und alles Kriegsmaterial, bestehend
aus 480 Feld- und Festungsgeschützen, 70 Mitrailleusen und 10 000
Pferden, dem Sieger übergeben wurde, nachdem bereits während
des Kampfes mehr als 30 000 Mann getötet, verwundet oder ge
sungen genommen und 15 000 Mann auf neutrales belgisches Ge
biet gedrängt und hier entwaffnet worden waren.
Auch Napoleon, der Mann, vor dem sich noch jüngst Europa
gebeugt, ergab sich dem Könige, indem er schrieb: „Da es mir nicht
vergönnt gewesen, an der Spitze meiner Truppen zu sterben, so übergebe
ich Ew. Majestät meinen Degen." Der König wies ihm das Schloß
Wilhelmshöhe bei Kassel zum Aufenthalte an und schrieb tief
«'griffen an die Königin: „Welch eine Wendung durch Gottes
Führung!" Der Jubel der Armee und des ganzen Volkes war un
beschreiblich.
An demselben Tage hatte Bazaine aus Metz nach dem Norden
durchbrechen wollen, war aber in der Schlacht bei Noisseville
besonders durch die ostpreußische Landwehr-Division Kummer
unter dem General von Manteuffel zurückgetrieben worden.
In Paris stürzte man am 4. September das kaiserliche
Regiment; die Kaiserin floh nach England, und der kaiserliche
Prinz vereinigte sich dort mit ihr. Dann bildete sich eine „Re
gierung der nationalen Verteidigung" mit dem General
Drochu und den Advokaten Gambetta und Jules Favre an
der Spitze, die sich zwar zum Frieden bereit erklärte, aber zugleich
den Grundsatz aufstellte: „Kein Fußbreit von unserem Lande, kein
Stein von unsern Festungen!" Deutschland sollte sich mit einer