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IV. Die neueste Zeit. A. Die Befreiungskriege.
2. Die ersten FreiheitsKämpfe.
Napoleon hatte sofort nach seiner Rückkehr aus Rußland in
Frankreich ein neues Heer von 350000 Mann ausgehoben. Außer
dem mußten die Rheinbundssürsten vertragsmäßig 180000 Mann
stellen, und nicht allein, daß der Jammer dem Vaterland nicht erspart
blieb, Deutsche gegen Deutsche auf Befehl eines fremden Unterdrückers
kämpfen zu sehen, sondern Napoleon wußte auch durch schnelles
Handeln den Schauplatz des Kampfes in das Herz Deutschlands zu
verlegen, indem er mit seiner halben Million Streiter in Sachsen
einrückte, dessen König dem französischen Machthaber treu geblieben
war.
Aber auf dem Zuge dahin erfuhr er bereits den vor Freiheits
liebe brennenden Schlachteneifer seiner Gegner. Bei Möckern
(östlich von Magdeburg) wurde am 5. April Eugen Beauharnais
von den Truppen der Verbündeten über die Elbe zurückgeworfen.
Bei Grotz-Görschen (südlich von Leipzig) kam es sodann zu der
ersten größeren Schlacht am 2. Mai. Unter Blücher und Witt
genstein kämpften hier Preußen und Russen mit Todesverachtung
gegen den überlegenen Feind und behaupteten bis in die Nacht
hinein größtenteils das Schlachtfeld. Die jungen preußischen
Krieger bestanden glänzend ihre erste Feuerprobe. Keine einzige
Fahne, keine Kanone hatten sie sich nehmen lassen, und nur wenige
Schwerverwundete waren den Franzosen als Gefangene in die Hände
gefallen. Dagegen hatten sie dem Feinde 6 Geschütze abgenommen
und über 800 Gefangene gemacht. In der Schlacht war auch
Scharnhorst ernstlich verwundet worden. Da aber Napoleon
während der Nacht neue Verstärkungen herangezogen hatte, hielten
es die Verbündeten für geraten, nicht mit einem Male gegen die
Übermacht alles aufs Spiel zu setzen, sondern über die Elbe zurück
zu gehen.
Bei Bautzen wurde jedoch wieder Halt gemacht. Die beiden
Monarchen, welche bei dem Heere anwesend waren, hatten sich ent
schlossen, eine neue Schlacht anzunehmen, um der Welt zu zeigen,
daß der Mut ihrer Truppen noch keineswegs gebrochen sei. Am
20. Mai griff Napoleon die Verbündeten daselbst an. Nach einem
furchtbaren Kampfe, der auch am 21. noch fortgesetzt wurde, siegten
endlich die Franzosen. Ihre Verluste waren aber größer als die
der Verbündeten; sie betrugen nämlich an 20000 Mann, während
die letzteren nur 12 000 Tote und Verwundete hatten.
Die Verbündeten zogen sich nun über die Oder in das Lager
bei Schweidnitz zurück, wo die aus Rußland im Anmarsch befind
lichen Verstärkungen eintreffen sollten.
Unterdessen waren durch Scharnhorst, der verwundet in Prag