1. Der Kampf gegen die französische Revolution.
259
17*
damit noch nicht zufrieden, bildete sich eine offen republikanische
Partei, die Jakobiner, welche auf gänzliche Abschaffung des
Königtums hinzielten, und dies veranlaßte Ludwig 1791, einen Flucht
versuch zu machen, der aber mißlang; er wurde ergriffen und in
leinem Palast zu Paris gefangen gehalten.
Jetzt gewannen die wildesten unter den Jakobinern, die Partei
des „Berges," die Oberhand; viele Tausende der in den Gefäng
nissen schmachtenden königlich Gesinnten wurden ermordet, der König
wurde in den sog. Temple gefangen gesetzt und Frankreich zur
Republik erklärt (21. Sept. 1 792). Der Nationalkonvent
nahm jetzt die Regierung in die Hand; er schaffte das Christen
tum ab, setzte die Vernunftreligion an dessen Stelle und krönte
endlich sein scheußliches Werk mit der Hinrichtung des Königs
(21. Fan. 17 93) und bald darauf auch seiner Gemahlin, Maria
Antoinette, einer Tochter Maria Theresias.
Nun kannte die Blutgier der Jakobiner keine Grenzen mehr.
Unter Robespicrre, Danton und Marat wurde ein „Wo hl-
sahrts ausschu ß" gebildet, der über Leben, Freiheit und Eigen
tum der Bürger mit unbeschränkter Willkür schaltete und eine furcht
bare Schreckensherrschaft einführte, unter welcher zahllose Freunde
der Ordnung hingeschlachtet wurden. Nachdem auch Danton auf
der Guillotine geendet und der blutdürstige Marat durch den Dolch
sines jungen Mädchens, dessen Verwandle er hingemordet hatte, ge
lallen war, herrschte noch kurze Zeit Robespierre allein wie ein
Tyrann über das arme Land, das Ströme von Blut rinnen sehen
i wußte, bis endlich auch der Kopf dieses Unmenschen unter dem Henker
beil fiel. Jetzt wurde die Bewegung in ruhigere Bahnen geleitet;
sine Direktorialregierung, aus fünf Mitgliedern bestehend,
suchte Ruhe und Ordnung im Lande wieder herzustellen.
Die deutschen Fürsten hatten gleich anfangs mit Besorgnis auf
die wachsende Bewegung in Frankreich geblickt, von der sie fürchteten,
daß sie auch in ihre Länder Eingang finden könnte. Die beiden
wächtigsten unter ihnen, der Kaiser Leopold II. (1790—1792), der
leinem Va^r, Josef II., in der Regierung gefolgt war, und der
König Friedrich Wilhelm II. von Preußen schlossen daher
b?91 zu Pillnitz in Sachsen zum gemeinsamen Schutz des durch
die Revolution bedrohten Königtums ein Bündnis, das von Leopolds
Sohn und Nachfolger, Franz II. (1792—1806), später erneuert
wurde. Freilich war in Deutschland die Bewegung anfangs auch
nicht spurlos vorübergegangen. Die neuen Gedanken von bürger
licher Freiheit und brüderlicher Gleichheit fanden die lebhafteste Teil
nahme. Als aber die Greuelthaten der Jakobiner bekannt wurden
und die Ströme unschuldigen Blutes, selbst des wohlwollenden
Königs, zum Himmel schrieen: da empörte sich der gesunde Sinn des