Quarta: Realschule. Tertia. Charakter der Eiasse. VIII, 27
nicht im mindesten gleichgültig ist, auch hier den Eindruck der erle
digten Aufgabe bekommen.
Man darf — auf jeder Stufe, nicht bloss auf Quarta — diese
Pflicht nicht leicht nehmen, schon aus dem einfachen Grunde, weil sie schwer
zu erfüllen ist. Der ungeübte Lehrer bleibt leicht hängen, kommt nicht recht
vorwärts, weil er die Kunst- oder Handwerksgriffe, die hier notwendig sind,
noch nicht recht kennt, und den älteren geübteren kann dasselbe aus einem
anderen Grund widerfahren: je reicher seine Kenntnisse auf diesem Gebiete
werden, namentlich in einzelnen Partieen werden, um so viel mehr Schönes
hätte er seinen Schülern zu erzählen: und verzichten ist schwer. In so manchen
Besprechungen geschichtlichen Unterrichts ist es freilich, als hätte die Theorie
gar kein Bewusstsein davon, dass der Tag auf unserem Planeten bloss
24 Stunden und das Jahr bloss 365 Tage hat.
Für diesen elementaren und ersten Unterricht in alter Geschichte dürfte
nun der Unterschied zwischen Gymnasien und lateinlosen Schulen noch
nicht allzuschwer ins Gewicht fallen. Die Schüler der letzteren werden sich
nicht so sehr einleben können in diese Welt, wie die Gymnasialquartaner, die
etwas von ihrer Luft geatmet haben und es ist auch nicht nötig, weil
es nicht möglich ist. Sie werden Geschichte nicht studieren, sondern sie
sollen sich auf diesem Gebiete nur so weit orientieren, als es im Verkehr
gebildeter Menschen heute auch dem Kaufmann, grossen und kleinen, allen
Angehörigen der vorzugsweise erwerbenden Stände nützlich und notwendig
ist. Die alte Geschichte selbst aber wird man diesen Schülern nicht anders
vorzuführen haben, als den lateinlernenden: der grosse Ringkampf des orien
talischen Grossreichs und der griechischen Freistaatenwelt in den Perser
kriegen, der heroische Kampf eines grossen Volks mit einem grossen
Manne im hannibalischen Kriege, sind für sie nicht minder „interessant“,
als für den Gymnasialquartaner und es war in jeder Hinsicht weise ge
handelt, dass der neue preussische Lehrplan das Pensum für die verschieden
artigen Schulen deren Klassenstufen in wesentlich gleichen Dosen zuge
wogen hat. Für den akademisch gebildeten Historiker aber, dem dieser
Unterricht an einer lateinlosen Schule vertraut ist, hat die Aufgabe einen
besonderen Reiz, griechische und römische Ereignisse, Zustände, Persön
lichkeiten solchen Knaben nahe zu bringen, welche von dem unmittelbaren
Eindruck dieses Völkerlebens, der aus der Kenntnis ihrer Sprache kommt,
nicht berührt werden. Besondere Künste erfordert dieser Unterricht darum
doch nicht, sondern nur ein aufmerksames Beachten der Vorstellungswelt,
die der Lehrende bei seinen Schülern voraussetzen darf.
Tertia.
Wir glauben bei Besprechung dieser Klassenstufe, der nicht überall
in Deutschland das gleiche Pensum zugewiesen ist, wie z. B. der sächsische
Lehrplan von 1893 in HI inf - einen Überblick über die deutsche Geschichte von
1648—1871, in Obertertia den ersten Teil der alten Geschichte, griechische
Geschichte bis zum Tode Alexanders d. Gr. ansetzt, den preussischen
Lehrplan, der in 2 Jahreskursen jetzt die deutsche Geschichte bis 1740
vorschreibt, zu Grunde legen zu sollen.