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Bilder aus dem Alterthum.
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Die Bereitung desselben brachte den Phöniziern später einen unberechenbaren
Gewinn. Denn in den alten Zeiten wurde das Glas den Edelsteinen im Werthe
gleich geachtet und diente vorzüglich zu Schmucksachen! und Zierathen, welche
die phönizischen Kaufleute gegen gediegenes Gold darwogen. Rach Munfwifc.
3. Assyrien, Babylonien, Medien, Persien.
Assyrien. Das assyrische Reich, welches östlich vom Tigris lag, wurde
(1250) durch Ninus und Semiramis mächtig. Rinus war nach der Sage
ein gewaltiger Eroberer und der Erbauer von der Hauptstadt Ninive, welche
zwölf Meilen im Umfange hatte. Als er starb, bemächtigte sich seine kluge und
herrschsüchtige Frau Semiramis des Thrones, indem sie sich für ihren Sohn
Niuyas ausgab und zu dem Zwecke auch männliche Kleider anlegte. Durch eine
kraftvolle und weise Regierung gewann sie die Liebe des Volkes und konnte sich
dann ohne Gefahr demselben entdecken. Sie machte Babylon zur Residenz und
verschönerte es durch großartige Bauwerke. Zuletzt unternahm sie einen Kriegs
zug nach Indien, der aber fehlschlug; denn ihr listiger Plan, die Kameele mit
Ochsenhäuten zu bedecken und für Elephanten auszugeben, wurde den Feinden
bald verrathen. Nach ihrem Tode sank das Reich, wurde aber später unter einem
neuen Herrscherhause wieder mächtig. — König Salmanassar zerstörte (722)
das israelitische Reich und führte Israel in die assyrische Gefangenschaft. Unter
Sardanapnl ging das assyrische Weltreich (600) durch die vereinigten Meder
und Babylonier zu Grunde. Dieser weibische König verbrannte sich aus Furcht
vor den Feinden mit seinen Frauen und Schätzen, und Ninive wurde zerstört. Dre
Ruinen sind erst in der Gegenwart bei der Stadt Mosul wieder aufgefunden worden.
Babylonien lag zwischen dem Unterlaufe des Euphrat und Tigris.
Nebukadnozar, König von Babylon, dehnte seine Herrschaft bis zum Mittel-
meere aus und führte (588) die Juden unter Zedekia in die babylonisch«
Gefangenschaft. Seine großen Bauwerke dienten ebenso zur Sicherung wr«
zur Verschönerung des Landes und der Hauptstadt. Das Tiefland Babylonien
war sehr fruchtbar, wozu die reiche künstliche Bewässerung durch Kanäle viel
beitrug. Die Mauern der Stadt Babylon waren so hoch wie unsere Kirchthürme
und so breit, daß sechszehn Reiter darauf neben einander reiten konnten; sie
batten 250 Thürme und 100 eherne Thore. Ueber den Euphrat, welcher die
Stadt durchfloß, führte eine schöne Brücke. Berühmt waren die auf unterwölbten
Terrassen angelegten „hängenden Gärten der Semiramis", eines der sieben
Wunderwerke der alten Welt*), und der hohe Belusthurm, dessen Spitze dm
Tempel des Belus (Baal, Sonnengott) enthielt. Alle Bauwerke waren aus
Backsteinen ausgeführt. Babylon trieb bedeutenden Handel und war ein Stapel
platz für indische Waaren. Das Volk war kunstflerßig, seine Gewänder und
Teppiche berühmt. Die Religion war ein Sterndienst, und die Priester (Chal
däer) besaßen mancherlei Kenntnisse in der Astronomie.
Astiaaes. Nördlich und östlich von dem babylonischen Reiche lag das noch
größere modische, zu dem auch Persien (am persischen Meerbusen) gehörte. — Dem
Könige Astyages von Medien, so wird erzählt, träumte einst, seine Tochter Man
dant gösse so viel Wasser aus, daß ganz Asien davon überschwemmt wurde. Er
befragte die Traumdeuter (Magier), und diese erklärtm ihm, daß der Sohn der
Mandant einst über Asien herrschen würde. Aus Furcht verheiratete er darauf seine
Tochter an einen Perser Kambzsses. Noch einmal wurde er durch einen Traum
beunruhigt, und als Mandane den CyruS bekommen hatte, befahl er seinem
Minister Harpagus, das Kind zu tödten. Dieser trug einem Rinderhirte» auf.
den Knaben auszusetzen; der aber erzog ihn statt seines cigmen eben gestorbme»
Kindes.
CyruS als Knabe. Als Cyrus etwa zehn Jahre alt war, spielte er einst
mit anderen Knabm und wurde von ihnen zum Könige gewählt. Einer von dm
Spielgenossen, der Sohn eines vornehmen Meders, that nicht, was Cyrus ihm
') Diese 7 Wunderwerke waren: I) die Pyramide», r) die Bauwerke von Babylon, 3) der
olympische'Z-uS, 4) der Tempel der Artemis >u Ephesus, 5) der Noloß i» iihodus, 6) der PharK
(ein Leuchtihurm an der Nilmiindung), 7) dar Grabmal des Maujolu» (Mausolenm) i» Halikarnaß.