Im Jahre 1768 führte Sigault seine Idee, durch
Spaltung des Beckenringes in der Symphyse eine wegen
engen Beckens zum Stillstand gekommene Geburt unter
Erhaltung des kindlichen Lebens per vias naturales zu be
enden, zum ersten Mal aus. Man machte schlechte Er
fahrungen mit dieser Operation und gab sie bald wieder
auf, bis in dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts
Morisani sich des fast vergessenen S i g a u 11 'sehen Ver
fahrens annahm und es unter dem Schutze der Aseptik,
ausgestattet mit einer verbesserten Technik, zu neuem Leben
brachte. So einfach die technische Ausführung des Scham
fugenschnittes ist, nicht selten kommt es .auch jetzt noch
bei der nachfolgenden Entbindung und im Wochenbett zu
ernsten Complicationen und oft bezahlt die Mutter mit
dauerndem Siechtum, wenn nicht gar mit dem Lehen, die
Kettung des Kindes.
Dem Italiener G i g 1 i 8 ) war es Vorbehalten, eine Becken
erweiternde Operationsmethode auszubilden, die auf demselben
Princip beruht wie die Symphyscotomie, und die bei gleich
guten Aussichten für das Kind, wesentlich bessere für die
Mutter bietet. Die G i g 1 i’sche Operation besteht in der
offenen Durchtrennung des einen Schambeinkörpers dicht
neben der .Schoßfuge mit der gleichfalls von Gigli an
gegebenen Drahtsäge. Gigli selbst hat seiner Operation
den zu weit gefaßten und daher nicht glücklichen Namen
»lateraler Beckenschnitt« gegeben. Wir bezeichnen dieselbe
treffender als »Pubiotomie« oder als »Hebotomie«. Die in
den wenigen Jahren, in denen sie geübt wird, über die