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Anders der Unterschied in der Farbe — schwarzer und
weißer Brand. Hier gewann man bald die Überzeugung,
daß den verschiedenen Erscheinungen auch verschiedene
Ursachen zugrunde hegen müßten, und man konnte fest
stellen, daß die Gangrän nicht nur bei evidenten äußeren
Einwirkungen, sondern auch spontan eintrat. Man übertrug
den Ausdruck bald auf ähnliche Vorgänge an inneren
Organen, und der Unterschied von eigentlicher Mortifikation
wurde immer verwischter. Als man dann jedoch erkannte,
daß Zeichen der Fäulnis, z. B. am Knochen, häufig jedoch
auch an inneren Organen völlig fehlten, kam man zur Er
kenntnis der Tatsache, daß Gewebstod und Fäulnis durch
aus nicht identisch sind, und nennt jetzt Nekrose den
Gewebstod im allgemeinen, Gangrän den besonderen Fall,
in dem Fäulnis hinzugetreten ist.
Die feineren Vorgänge bei dem Entstehen von Gan
grän und Nekrose sind der Gegenstand vieler Diskussionen
geworden. Im Grunde laufen sie alle auf die beiden Ver
mutungen hinaus, ob der Zelltod infolge der aufgehobenen
Ernährung durch die Gefäßbahnen erfolgt oder das primäre
Moment bildet, infolgedessen auch der Kreislauf von Blut
und Säften sistiert. Bei den direkten Nekrosen, das heißt
denjenigen, deren Einwirkung rasch erfolgt — diese Er
scheinungen interessieren uns ja in erster Linie — greifen
meist beide Vorgänge Platz, denn treffen einen Körperteil
heftige mechanische Gewalten, so werden durch die Kon
tusion und Quetschung die Gewebselemente und Zell
komplexe zerrissen, die zarten Zellen zertrümmert, nament
lich aber auch die Kontinuität der Gefäße aufgehoben.
Es treten Blutungen ein, welche ihrerseits wieder einen
Druck innerhalb des zerrissenen Gewebes herstellen können,
der alsdann die bereits geschwächte Zirkulation vollends
aufhebt. Es gibt allerdings auch Fälle von Einwirkung
äußerer Gewalten, wo von alledem nichts zu bemerken ist.
Diese betreffen namentlich Knochen und Gehirnsubstanz.