Full text: Gangrän nach Frakturen, unter besonderer Berücksichtigung eines Falles nach Fraktura cruris supramalleollaris

7 
Anders der Unterschied in der Farbe — schwarzer und 
weißer Brand. Hier gewann man bald die Überzeugung, 
daß den verschiedenen Erscheinungen auch verschiedene 
Ursachen zugrunde hegen müßten, und man konnte fest 
stellen, daß die Gangrän nicht nur bei evidenten äußeren 
Einwirkungen, sondern auch spontan eintrat. Man übertrug 
den Ausdruck bald auf ähnliche Vorgänge an inneren 
Organen, und der Unterschied von eigentlicher Mortifikation 
wurde immer verwischter. Als man dann jedoch erkannte, 
daß Zeichen der Fäulnis, z. B. am Knochen, häufig jedoch 
auch an inneren Organen völlig fehlten, kam man zur Er 
kenntnis der Tatsache, daß Gewebstod und Fäulnis durch 
aus nicht identisch sind, und nennt jetzt Nekrose den 
Gewebstod im allgemeinen, Gangrän den besonderen Fall, 
in dem Fäulnis hinzugetreten ist. 
Die feineren Vorgänge bei dem Entstehen von Gan 
grän und Nekrose sind der Gegenstand vieler Diskussionen 
geworden. Im Grunde laufen sie alle auf die beiden Ver 
mutungen hinaus, ob der Zelltod infolge der aufgehobenen 
Ernährung durch die Gefäßbahnen erfolgt oder das primäre 
Moment bildet, infolgedessen auch der Kreislauf von Blut 
und Säften sistiert. Bei den direkten Nekrosen, das heißt 
denjenigen, deren Einwirkung rasch erfolgt — diese Er 
scheinungen interessieren uns ja in erster Linie — greifen 
meist beide Vorgänge Platz, denn treffen einen Körperteil 
heftige mechanische Gewalten, so werden durch die Kon 
tusion und Quetschung die Gewebselemente und Zell 
komplexe zerrissen, die zarten Zellen zertrümmert, nament 
lich aber auch die Kontinuität der Gefäße aufgehoben. 
Es treten Blutungen ein, welche ihrerseits wieder einen 
Druck innerhalb des zerrissenen Gewebes herstellen können, 
der alsdann die bereits geschwächte Zirkulation vollends 
aufhebt. Es gibt allerdings auch Fälle von Einwirkung 
äußerer Gewalten, wo von alledem nichts zu bemerken ist. 
Diese betreffen namentlich Knochen und Gehirnsubstanz.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.