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Vervollkommnung der hirnchirurgischen Technik, welche uns jetzt
in den Stand gesetzt haben, dem Hirnabscess den ihm gebühren
den Platz unter den Gehirnkrankheiten zu geben.
Hervorgerufen wird der Abscess durch die Eiter bildenden
Mikroorganismen. Es kommen hier meistens in Frage der Staphy-
lococcus pyogenes aureus und der Streptococcus pyogenes aureus.
Andere Autoren fanden noch andere Erreger, so Sahli in einem
Fall Pneumococcen, Javell den Baz. pyocyaneus. Frankel konnte
in einem Abscess Tuberkelbazillen in Reinkultur nachweisen.
Schwartze publiziert einen Fall, in dem Saprophyten den Anlass
.zur Erkrankung gaben.
Nach der Entstehung unterscheidet man metastatische und
fortgeleitete Hirnabscesse. Die Hauptquelle für erstere bilden die
eitrigen Lungenerkrankungen, und zwar kommen namentlich in
Betracht die Bronchitis putrida und die Gangraena pulmonum.
Seltener finden wir eine septische Endokarditis oder eine Eiterung
im Abdomen als Ursache des Hirnabscesses angegeben. Verein
zelte Fälle sind auch nach Phlegmonen, Gelenk- und Knochen
eiterungen der Extremitäten beobachtet worden. (Ziehen).
Weitaus häufiger als den embolischen finden wir den fort
geleiteten Hirnabscess, und dann stammen die Erreger aus einem
bereits bestehenden Eiterherde, der seinen Sitz gewöhnlich in un
mittelbarer Nähe des betroffenen Hirnabschnittes, seltener an einer
etwas entfernteren Stelle hat. Jede eitrige Ohrerkrankung, nament
lich aber die otitis media chronica, jede Verwundung des Schä
dels oder der ihn bedeckenden Weichteile kann, aber nur, wenn
die Wunde mit der Aussenwelt kommunizirt, zum Ausgangspunkt
des Abscesses werden. Viel seltener als der otitische Hirnabscess,
auf welchen fast die Hälfte aller Hirnabscesse entfällt, und als
der traumatische, kommt der rhinale Hirnabscess vor. Die Ur
sprungsstätten sind dann putride bezw. infektiöse Processe in der
Nase oder seinen Nebenhöhlen. Die Symptome, welche diese
Krankheit begleiten, sind mannigfacher Art und oft schwer von
denen andererAjehirnkrankheiten zu trennen.
Sie hängen ab
I. von dem Eiterungsprocess selbst;
II. von dem Druck, den der Eiterherd auf das Gehirn ausübt;
III. von dem Sitze der Hirneiterung.