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könne, und alle auftretenden Funktionsstörungen durch Uebergreifen
des Tumors auf benachbarte Hirnabschnitte erklären will, ist von an
derer Seite doch mehrfach eine Aufstellung einer Symptomengruppe
versucht worden.
Als erster veröffentlichte Bristowe 1884 an der Hand von vier
selbst beobachteten Fällen ein Schema, das seiner Meinung nach die
Wahrscheinlichkeitsdiagnose auf Tumor corporis callosi zuliesse. Die
b wesentlichen Punkte sind:
1. Allmähliche, allen Cerebraltumoren zukommeude Steigerung
der Krankheitssymptome.
2. Mangel oder Geringfügigkeit der allgemeinen Tumorsymptomo
(Kopfschmerz, Erbrechen, epileptiforme Anfälle, Neuritis
optica).
3. Tiefe Störung der Intelligenz (Stupor, Sopor), sowie eine nicht
aphatische Sprachstörung.
4. Hemiparesen, die sich oft mit leichteren Paresen der anderen
Körperhälfte verbinden.
5. Abwesenheit der Erscheinungen von Seiten der Hirnnerven.
Im Wesentlichen haben sich die späteren Autoren ihm angeschlossen
und zum Theil noch einige Symptome hinzugefügt. So machte Ran-
som auf die fehlende Aenderung der Sehnenreflexe aufmerksam, er be
tonte auch, dass die Diagnose bedeutend an Sicherheit gewänne, wenn
bei einer Hemiparese die andere Seite auch stärker betheiligt sei.
Später wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die allgemeinen Tumor
symptome garnicht so häufig so gering seien-, wie es von Bristowe
verlangt wurde. So veröffentlichte Giese einen derartigen Fall, wobei
auch er die Wichtigkeit einer doppelten Parese betont, die man unbe
dingt als typisches Symptom des Balkentumors annehmen müsste, da
sie sonst nur durch zwei symmetrisch in den motorischen Centren
liegende Tumoren zu erklären sei. Bruns betont als wichtiges Zeichen
die hochgradige Intelligenzstörung, die im auffallenden Gegensätze zur
Geringfügigkeit der allgemeinen Tumorerscheinungen stehen solle, er
nennt sie sogar das eigentliche — allerdings sehr dubiöse — Herd
symptom des Balkentumors. Indem er die sehr schlechte Verwendbar
keit negativer Symptome (Bristowe 2 und 5) betont, giebt er folgende
Kennzeichen für den Balkentumor an. Dieser sei wahrscheinlich:
„Wenn bei einem Tumor, der durch seinen Verlauf an einen
Grosshirntumor denken lässt, von Anfang an Paraparesen und
gleichzeitige Störungen der Intelligenz auftreten. Dabei muss