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Doch von den 14 Fällen, in denen der Balkentumor auch auf das
Stirnhirn überging, sind nur 2 Fälle mit Gangunsicherheit vermerkt, so-
dass die Möglichkeit, die Ataxie als eine frontale aufzufassen, fortfällt.
Das Kleinhirn selbst ist keinmal vom Tumor befallen, auch darüber,
dass es besonders unter Druck zu leiden gehabt hätte, finden wir —
vielleicht mit Ausnahme des eingangs beschriebenen Falles — nichts.
Schwindel wird allerdings drei Mal vermerkt, doch ist dieser auch auf
die Druckerscheinungen, wie Kopfschmerzen, zu beziehen. Ausgesprochen
taumelnden Gang finden wir nicht erwähnt, auch in unserem Falle war
er nicht vorhanden, es bestand auch nur ein leichtes Schwanken bei
Fussaugenschluss. Nehmen wir nun eine bei Balkentumoren auftretende
Ataxie als gegeben an, so ergeben sich allerdings daraus für uns für
die Physiologie auch noch keine weiteren Schlüsse. Fassen wir die
Faserung als Verbindungsbahnen homologer Grosshirnrindenzonen auf,
so ist es klar, dass bei einer Störung dieser Bahnen eine geordnete
Bewegungsmöglichkeit nicht mehr gegeben ist, „da die Harmonie in
den Functionen der verbundenen Theile“ nicht mehr vorhanden ist.
Halten wir andererseits die Balkenfasern mehr für ein Zuleitungssystem
für sensible Eindrücke, so müssen wir auch, wenn dieses gestört ist,
eine complicirte Bewegung wie das Gehen, für sehr erschwert halten.
Eine Entscheidung in dem einen oder anderen Sinne ist also auch durch
diese Auffassung nicht möglich.
Von weiteren Symptomen begegnen wir der auch bei Bristowe
angegebenen nicht aphatischen Sprachstörung 9 Mal (10, 14, 15, 24,
29, 40, 41, 45, 50), d. h. in etwa 18 pCt. der Fälle. Bei 4 Fällen
(13, 26, 33, 47) findet sich Epilepsie, die dreimal mit später auf
tretenden Hemiplegien einherging. Wiirth vertritt für seinen Fall (47)
die Anschauung, dass der Tumor Epilepsie und der vom Tumor aus
geübte Druck aber die Hemiplegien veranlasst habe. Es würde diese
Meinung mit den Mott’schen, von anderen allerdings mit abweichendem
Erfolge ausgeführten Eyperimenten, die durch Reizung des unversehrten
Balkens epileptische Krämpfe hervorriefen, im Einklänge stehen. Die
drei weiteren Fälle können vielleicht zur Erklärung beitragen. In zwei
Fällen bestand schon lange Epilepsie und erst spät traten Lähmungen
hinzu. Die Section ergab, dass der Tumor neben dem Balken auch
grössere Abschnitte der Hemisphären eingenommen hatte. Im 3. Falle
war vor 5 Jahren schon ein epileptischer Anfall beobachtet worden.
Lähmungen traten nicht auf. Bei der Section fand man einen Tumor,
der bis zur Rinde, diese stellenweise lädirend, vorgedrungen war. Wäre
hier nun der 5 Jahre zurückliegende Anfall schon durch die Rinden
betheiligung hervorgerufen worden, so wäre nicht einzusehen, warum