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also, dass ebensoviele seiner Symptome bei unserem Falle zutreffen wie
nicht, so dass also sein Schema hier versagt.
Auffallend war in dem Falle noch die Witzelsucht. In dem Sec-
tionsbefunde findet sie allerdings wohl ihre Bestätigung, wenn wir den
vielfachen Angaben von Auftreten von Moria bei Stirnhirntumoren, wie
wir ja hier auch einen hatten, folgen.
Im Gegensatz zu den fehlenden Sensibilitäts- und Coordinations-
störungen und zu der völlig erhaltenen Motilität steht hier das Unver
mögen ohne Unterstützung zu gehen und die Neigung der Patientin
nach hintenüber zu fallen. Auf eine Kleinhirnbetheiligung — etwa
durch Druck — ist diese Erscheinung nicht zu beziehen, müssten dann
doch die Coordinationsstörungen in den Vordergrund treten. Man könnte
sie auch nach Bruns auf die Betheiligung des Stirnhirns zurückführen.
Andererseits finden sich nun in der Literatur eine grössere Anzahl von
Fällen, mit denselben Erscheinungen, in denen sowohl das Stirnhirn als
auch das Kleinhirn völlig intakt waren und die Unsicherheit des Ganges
allein auf die Zerstörung des Balkens zu beziehen war, so dass ich
auch in unserem Falle mich dieser Ansicht anschliessen möchte. Doch
komme ich noch bei der Besprechung der sich aus der Zusammen
stellung der in der Literatur vorhandenen etwa 50 Fälle von Balken
tumoren ergebenden Resultate hierauf zurück.
Soweit mir die Originalien zur Verfügung standen, benutzte ich
diese, sonst habe ich mich auf Referate beschränken müssen. Fall 27
bis 33 ist aus Schuster entlehnt. Unberücksichtigt Hess ich den Fall
Pasturand, weil ich zu wenig Angaben fand und mehrere Fälle
Bruns, in denen multiple Tumoren Vorlagen; Fall 50 dachte ich
aufnehmen zu müssen, weil sich die Befunde hier verwerthen Hessen.
Was nun erstens das Geschlecht der Betroffenen angeht, so finden
sich hierüber bei den 51 Fällen 50 Angaben. Es waren danach 17
weiblich, 33 männlich, also etwa */ 3 weiblich und 2 / 3 männlich. Bruns
fand bei einer grossen Zusammenstellung für alle Hirntumoren ein Ver
hältnis 1:3, so dass hier bei den Balkentumoren die Frauen verhältniss-
mässig häufiger betroffen zu werden scheinen, als sonst bei Gehirn
tumoren. Worauf das grosse Ueberwiegen der Männer auch bei diesen
Tumoren zurückzuführen ist, geht auch aus der Zusammenstellung nicht
hervor, jedenfalls spricht sie aber dafür, dass es nicht, wie häufig be
hauptet wird, die bei Männern zahlreicher auftretende Lues (Gehirn-
gummata) sein kann, da wir nur einmal ein Gumma vertreten finden.
Ueber das Alter finden wir 47 Mal Angaben. Im Gegensätze zu
Bruns, der ein Auftreten von Gehirntumoren nach dem 40. Lebensjahre
für selten und nach dem 60. Lebensjahre für äusserst selten hält,